Uuund schöööön strecken!…

Training heißt ja meist einfach nur laufen. Mal ein bisschen schneller, mal ein bisschen langsamer. bei vielen jedoch eben grad so wie es eben grad so läuft. Das das nicht alles sein kann und auch die ein oder andere Einheit zwischendurch erfolgen sollte, die nicht unbedingt nur aus schnödem „Ein Fuß vor den Anderen“ besteht hatten wir ja schon in zwei vorhergehenden Einheiten gelernt. In der ersten Einheit hatte uns Drill-Instructor Micha ja beigebracht was ein Lauf-ABC ist, wie man Intervall-, Steigerungs- oder Pyramidenläufe zur Temposteigerung einsetzt.

erst einmal ein bisschen warm laufen

In der zweiten Einheit hatten wir dann Bescuh vom Sanitätshaus Hofmann hier aus Schwerin, die sich den Laufstil jedes Einzelnen etwas genauer anscheuten, wichtige Tipps gaben und auch ein  paar zusätzliche Übungen zur verbesserung des Bewegungsablaufes mit auf den Weg gaben. Nebenbei gab es dann auch einen Gutschein für eine umfangreiche Laufbandanalyse, die ich und auch meine Frau dann ein paar Wochen später wahr genommen haben. Jetzt weiß ich zumindest, dass ich ziemlich herumeiere und einen Catwalk-Laufstil mir angeeignet hätte. Außerdem wurde mir Bestätigt, dass ich mit Neutralschuhen am besten bedient wäre und die Beinachsen schön Sauber verlaufen. Auch hier gab es Trainingsempfehlungen um den kleinen Defiziten gegensteuern zu können.

und nun ein bisschen Lauf-ABC

Dieses Mal war aber Vivi da. Vivi ist die Frau vom Drill-Instructor. Vivi ist aber auch Physiotherapeutin und betreut unter anderem auch die Schweriner Volleyballerinnen. Und Vivi kann ganz schön wehtun. nicht unbedingt auf den ersten Augenblick, da zieht es nur ziemlich oder drückt irgendwo. Aber dann, am nächsten Tag. Da geht dann gar nichts mehr. Muskelkater in Reinkultur.

noch haben wir gut lachen...

Wir durften uns also strecken und recken: „Die Hände an die Fußspitzen. Und halten! Und schön wieder rausdrehen.“ … “ Und nun den Rücken schööön durchdrücken. Es muss ein wenig ziehen! Und wieder halten!“ Und immer wenn man dachte schlimmer geht nicht mehr, dann wurde es noch schlimmer. So gut wie alle Teilnehmer hatten dann am Montag nach dem Training einen mehr als ordentlichen Muskelkater und waren daher nur noch im Schongang in der Firma unterwegs :-).

"Gaaaanz weit raus! Und den Oberkörper schön gerade!"

"Und möglichst weit nach vorne!..."

"Pass auf, mein Freundchen! Mach gefälligst mit!"

"Schön durchdrücken! Und das Bein im rechten Winkel."

"Immer schön aus der Schulter. Nicht mit dem Hintern rumwedeln! Aus der Schulter!"

Der Meister selbst hat ja schon heimlich zu Hause geübt 🙂

Die Idee das nun wöchentlich durchzuführen, kam im Übrigen nicht so gut bei den mitsportelnden Kollegen an :-). Ich fands zwar anstrengend aber auch interessant und lehrreich. Leider ein wenig zu viel um sich die Übungen alle merken zu können. Aber zumindest so interessant sich mit dem Thema etwas weiter zu beschäftigen.

Experiment „Mittagsrunde“ gelungen…

In Arbeitspausen Mal „schnell“ ne Runde laufen wünsche ich mir schon lange, konnte und traute ich mich aber nicht, da wir im Unternehmen leider keine Dusche haben. Und so laufe ich eben vor oder eher nach der Arbeit. Doch auch hier setzen die Familie und andere Verpflichtungen logistische Grenzen. Es ist eben nicht so, dass ich keine Zeit hätte, aber laufen und gleichzeitig auf die Kinder aufpassen macht sich schlecht. Vor allem wenn man sie noch nicht ganz alleine lassen möchte ist so immer einer ans Haus gefesselt, wenn die lieben Kleinen schon im Bett liegen müssen.

die Totenkopfinsel im Ostorfer See

Hier im Büro sitzen wir normalerweise zu viert. Direkt unterm Dach haben wir hier unsere eigene Welt, der Großteil der Firma residiert zwei Etagen weiter unten. Heute ist die Hälfte der Abteilung noch im Osterurlaub und der verbliebene Kollege darf Kunden besuchen. So sitze ich hier heute mal ganz allein und werkel so vor mich hin. Die Gelegenheit mal was auszuprobieren. Denn heute kann ich ja ungestraft ausgiebig vor mich hin müffeln* 🙂 .

ein kleines Bächlein

Und so schlüpfte ich, in feinste Funktionsfaser gehüllt und sportlich Beschuht, vorhin, als die Kollegen alle in die Gegenüberliegende Kantine verschwunden sind, still und leise aus dem Gebäude und bin mal eine Runde „um Block“. Direkt gegenüber des doch recht emotionslosen Gewerbe- und Wohngebietes in dem unser Büro angesiedelt ist, beginnt schon eines der vielen kleinen Naherholungskonstrukte in Form eines mit vielen Bootshäusern, Badestellen und kleinen Wäldchen versehenen Sees. Das ist hier in Schwerin nichts besonderes. Seen haben wir hier eine ganze Menge.


Und so lief ich eine kleine Runde quer durch Gehölz und über Wiesen und genoß ein paar Regentropfen die aus grauen Wolken fielen. Herrlich. Wie toll muss das erst sein, wenn die Sonne scheint? Das wird auf jeden Fall wiederholt. Jetzt muss ich nur noch schneller werden, damit ich in der kurzen Pause ein bisschen weiter laufen kann…

* das mit dem Müffeln, läßt sich mit ordentlicher Vorbereitung und Improvisation auch ohne vorhandene Dusche verhindern. Und im Sommer, wenn wir hier eh im eigenen Saft schmorren, wird das wahrscheinlich gar nicht mal auffallen 🙂

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Major Kenneth H. Cooper oder 12 Minuten im Kreis rennen

Vor einiger Zeit rief das MyGoal-Team bei Facebook zu einem Cooper-Test-Wochenende auf. In einem umnachteten Anfall jugendlichen Leichtsinns habe ich mal prompt auf „nehme teil“ geklickt. Die Blöße die Zusage wieder zurück zu nehmen wollte ich mir aber nicht geben und so wurde am letzten Wochenende mal die Stoppuhr im Garmin wirklich genutzt (naja, nicht ganz, ich habe mir ein Training dafür erstellt, so dass dies Automatisch ablief).

noch ein paar Nebel-Reste über dem See

Der Sportplatz liegt im Nachbarort, knappe 1,5km entfernt. Für die empfohlene, ordentliche Erwärmung im Vorfeld nicht wirklich ausreichend, habe ich noch eine Schleife am See gedreht um dann nach knapp 2,8km am Sportplatz einzutreffen. Schön leer war es hier, so dass mich niemand beobachten konnte. So ist es gut 🙂 .

bemaltes Sportlerheim am Sportplatz

Erst einmal Jacke aus und Trinkflasche abgelegt, bin ich direkt auf die Bahn. Wie ein Zirkuselefant bin ich dann also losgetrottet und habe quasi einen fliegenden Start gleich von langsamen Trott in Vollgas geschaltet. Nach der ersten Runde wurde bereits die Luft knapp und ein „Verdammt, zu fix losgelaufen“ schoss mir umgehend durch den Kopf, nur langsamer werden wollte ich auch nicht. Also Zähne zusammen beißen und weiter. Und so drehte ich stur meine Runden um das hügelige Grün in der Mitte. Versuchte den Spurrillen auf der alten Aschenbahn weitestgehend auszuweichen und immer schön gleichmäßig zu atmen.

Das ich immer langsamer wurde, merkte ich schon bald. War ich noch mit einer Pace von 4:20 losgelaufen, zeigte die Uhr schon relativ bald eine 5 an erster Stelle. Aber egal. Weiter geht die wilde Fahrt! Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit piepte dann endlich die Uhr und meinte, dass die 12 Minuten rum seien. Endlich. Feierabend. Schluss. 6 1/2 Runden und noch bis Höhe des Torkreises entlang. Schnell mal Kopfrechnen… macht 2600 + knapp 20m. Yeahh!!!

die leicht unebene Aschenbahn samt Fußballplatz

Erst mal was trinken, Jacke anziehen und dann wieder heimwärts. Und prompt kam auch die Jugend des örtlichen Fußballvereins angeflogen um den Platz nun für sich zu nutzen. Da bin ich ja noch rechtzeitig fertig geworden bevor ich zum Gespött der Dorfjugend wurde :-).

Nun aber nach Hause, duschen, dann zum Mittag und dann noch schnell ins Krankenhaus die Kleinste besuchen und schon war der Tag auch wieder rum.

Okay, nicht ganz. Denn am Abend habe ich die Strecke noch einmal am Rechner ausgewertet. Die Entfernung machte mich etwas stutzig. Also Google Earth angeworfen und den Platz bzw. die Laufstrecke einmal vermessen. Normalerweise hat so eine Runde um einen Platz laut Norm ja etwa 400m. Nicht so dieser hier. Völlig losgelöst jeder Norm komme ich hier auf 365m je Runde. Nicht amtlich vermessen wohlgemerkt. Macht also aus den ursprünglich gedachten 2600 + ein Bisschen, „nur“ noch 2390m. Andererseits, wenn ich bedenke, dass ich das letzte mal um diesem Platz in der 10. Klasse (immerhin vor knapp 18 Jahren) gelaufen bin und damals nach der halben Runde abgebrochen habe, weil gar nix mehr ging…

Auf jeden Fall wird der Cooper-Test nun öfters mit in den Trainingsplan eingebaut, allein um zu testen, welche Verbesserungen der Leistung erzielt wurde.

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Gestaffelt: der [Run Happy 8er] bei der 10. Hella Marathon Nacht Rostock

Aus der Reihe „geplante Läufe 2012“:

Letztes Jahr hatte ich bei der Rostocker Marathon Nacht noch wichtigeres zu tun. Dabei wäre das wohl ein Erlebnis der besonderen Art gewesen (wer auch, wie ich, ein paar Kilometer weiter östlich „Lost“ war, hat ja ähnliches erlebt). Eine liebe Kollegin hat aber in Rostock ihr Marathondebüt gegeben und sie meinte, dass sie dies nie wieder vergessen wird, auch wenn der Lauf selbst mal so gar nicht „Normal“ war. Oder vielleicht ja eher darum. Knietief überflutete Straßen als Laufstrecke gibt es nicht überall.

Aber dieses Jahr werde ich definitiv dabei sein. Ich hatte überlegt, dort einen Halbmarathon zu laufen, doch Erstens: kommt es anders, Zweitens: als man denkt. So hat der Andre vor ein paar Wochen auf Twitter und Facebook zu einer Staffel aufgerufen. Dem [Run Happy 8er]. Mittlerweile sind es schon zwei komplette Staffeln und eine dritte ist auch schon im Aufbau.

Run Happy 8er

Allerdings machen mir zwei Sachen ein bisschen Angst. Wenn ich alleine laufe, laufe ich für mich. Die Zielzeit ist meine Zeit. Ich bin dafür nur mir Rechenschaft schuldig. Bei so einer Staffel, bin ich aber nur einer von 8. Und das schlimmste ist, wenn ich die Namen in der Staffelaufstellung lese, wird mir Angst und Bange. Da sind eine ganze Menge Namen dabei, die mir auf anderen Laufwettbewerben in der Umgebung fast jedes mal begegnen. Vor allem bei der Preisverleihung werden diese dann immer wieder genannt, während ich gerade eben erst über die Ziellinie gestrauchelt bin 🙂 Auf der anderen Seite wird das aber bestimmt lustig, wenn da eine so große Truppe unter dem Brooks-Motto „Run Happy“ mitläuft.

Und so sehen die Staffeln im Augenblick aus:

Run Happy 8er I: JolaKristina, Winnie, NadinRalph, Michael, Thomas & André

Run Happy 8er II:  Matthias, Sven, Alexander, ich, Mirko, Torsten, Jana, Roland

Run Happy 8er III:  Katrin, Neli Inga, Kathleen

 

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„Wir begrüßen uns mit einem Sport…“

„FREI!“ :-).

Wem kommt das noch bekannt vor? Mit diesem Spruch wurde Damals™ jede einzelne Sportstunde eingeleitet. Manchmal noch ergänzt um ein „sozialistisches“.

Unser "Sportlehrer" Michael Kruse

Die Veranstaltung am Samstag hat da so ein paar Erinnerungen wachgerufen. Also nicht an das sozialistische, sondern an das was damals im Anschluss kam: der Sportunterricht. Eine Veranstaltung die ich immer gehasst hatte, war doch das einzige wo ich unbegrenzt teilnehmen konnte/nahm das Umkleiden war :-). Doch diese Zeiten sind seit langem vorbei und ganz im Gegensatz zu damals hat mir das unheimlich viel Spaß gemacht.

Es waren laut Thermometer -4° an diesem Januartag. Unter der Leitung von Ironman Michael Kruse wollten wir eine kurze Einführung in Übungen rund um den Laufsport machen und mit diesem kleinen Treffen quasi das Laufjahr 2012 einleiten. Erschienen ist zu diesem kleinen Termin eine Abordnung der SKM-Laufgruppe mit insgesamt 15 Personen (davon 3 Kinder), welche dann auch mit unterschiedlichem und zum Teil wechselnden Engagement an den nun folgenden Übungen teilnahmen.

Rückwärtsgang

So durften wir auf Befehl des Drill Sergant Anleitung unseres Übungsleiters ein paar Runden um den Sportplatz wetzen um uns aufzuwärmen, dabei mal vorwärts, mal rückwärts laufen, lustige Zwischensprints…

Dann folgten ein paar Grundübungen aus dem Lauf-ABC wie Knieheber, Anfersen, Hopserlauf, … Das war ja schon fast wie in den Übungen im Kindergarten 🙂

Überkreuzlauf

Als Einzelläufer wären einem diese Übungen in „freier Wildbahn“ auf den Stammstrecken im Stadtpark wohl eher zu peinsam. Aber sie sollen ja doch etwas bringen, vielleicht sollten wir diese doch in die wöchentliche Runde der Laufgruppe um den Faulen See einbauen. Müsste man nur mal nach einer passenden Teilstrecke Ausschau halten.

Nachbesprechung

Auf jeden Fall ist geplant bei der weiteren Betreuung des Teams Unterstützung zu leisten und wohl auch dem ein oder anderen nach höherem Weihen strebenden Laufaspiranten bei individuellen Fragestellungen zu helfen ( 😀 ). Das erste größer Projekt dieser Kooperation wird wohl ein Familien-Sportfest hier in Schwerin werden und natürlich auch die Kooperation beim diesjährigen 7. Schweriner Nachtlauf. Ich werde dazu dann zu gegebener Zeit berichten.

Tada: 2012 ist da

Da ist es also. Das neue Jahr. Ok, schon ein paar Tage länger (aber hey, dann wäre ja der Artikel hier unter den Ganzen „Frohes Neues Jahr“-Blogbeiträgen der Bloggerspähre verschwunden 😉 ). 2012 soll es nun wohl also heißen. Total überraschend und unerwartet kam es daher. Konnte ja keiner ahnen…

Nun heißt es ja: „neues Jahr, neue Vorsätze“. Ein paar Ideen hatte ich ja schon und ein paar weitere geistern mir schon länger durch die Birne. Nun mach ich erst mal Nägel mit Köpfen und um mich hinterher nicht mit der Ausrede, ich hätte zu spät geplant, rausreden zu können, werde ich mal den groben Fahrplan für 2012 hier aufmalen. Ist auch kurz und derzeit nur in Teilen wirklich Wohldurchdacht :-).

Jahresziel 1:

  • 80 Kilo sind zu unterbieten.
  • aktueller Stand: in Arbeit.
  • macht mindestens eine halbe Minute auf den Kilometer…
  • Termin: bis Halbjahr oder früher um dem Endspurt für Jahresziel 2 nicht im Wege zu stehen

Jahresziel 2:

  • 42,195
  • aktueller Stand: wird in den laufend Betrieb eingebunden
  • Termin: im Herbst
  • Ort: steht noch nicht fest
  • Zielsetzung: in möglichst kurzer Zeit (schön wäre <4h, realistisch wohl irgendwas bei 5h)

Alle anderen Zwischenveranstaltungen (z.B. der Fünf-Seen-Lauf hier in Schwerin) werden sich dem unterordnen bzw. in den Vorbereitungsprozess mit eingliedern müssen 🙂 . Fehlt jetzt nur noch etwas Kurzzeitmotivation für das jetzt und heute (z.B. in Form toller, neuer Ausrüstung. Süßwaren, ausgiebige Schlemmereien, etc. fallen ja wegen Jahresziel 1 aus 🙂 ), denn bis zum Herbst ist es ja noch so laaaaange hin 😎 .

In dem Sinne: auf in den Kampf!

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1,2,3 mal werden wir noch wach…

Ja, das wars dann wohl. Noch wenige Tage, dann ist Weihnachten*. Das Jahr 2011 damit auch schon so gut wie aufgebraucht. Aus, Ende, Schluss und Vorbei. Und wie jedes Jahr, heißt ein Ende des Jahres Stress. Eine ganze Menge davon sogar. Sämtliche guten Vorsätze in dieser Zeit am (sportlichen) Ball zu bleiben werden von der Realität gnadenlos übergebügelt. Da reiht sich Termin an Termin und das bisschen was an Zeit noch bleibt frisst ein übervoller Aufgabenzettel mit reichlich Überstundenpotential am Schreibtisch. Das Sportstudio wurde schon ewig nicht mehr besucht und die Laufeinheiten lassen sich auch nicht mehr so einfach mal zwischendurch und nach der Arbeit erledigen. Und wenn doch, dann ist draußen grade mal wieder Weltuntergang. Der liefert dem Schweinhund dann natürlich genügend Argumentationshilfe um stattdessen lieber die bequeme Couch zu offerieren. Und ein paar der selbst gebackenen Kekse selbstverständlich. Da die ja so trocken sind, noch einen Kakao dazu!? Da es ja draußen auch schon lange dunkel und sowieso schon viel zu spät ist um noch irgendetwas Produktives zu tun, kann man dann ja auch gleich liegen bleiben. Na gut, ein mal noch die Position wechseln und ins Bett. Aber bitte, schön langsam und nur nicht hetzen…

So floß er hin, der November.

Aber im Dezember! Ja, da wird alles anders!

Ähem, ja, wurde es. Die Aufgabenliste am Schreibtisch wurde noch länger. Die Termine am Wochenende wurde noch wichtiger und, wie hätte es auch sein sollen, auch mehr. Und so war sogar für die Kekse auf der Couch kaum noch Luft (die gab es dann – leider – zwischendurch**).

... in der Weihnachtsbäckerei...

Zwei Laufwettbewerbe hatte ich im Dezember ursprünglich noch auf dem Zettel. Doch an keinem der beiden Termine hatte ich Zeit. Von vorbereitendem Training ganz zu schweigen. Das fiel im Dezember bisher ganz flach. Entweder Termine oder Weltuntergang. Manchmal auch beides. Selbst unsere eigentlich regelmäßige Firmenlaufgruppe war nicht zu halten. Einmal standen wir schon in voller Montour am Startplatz um dann im Angesicht eisig scharf peitschenden Eisregens wieder abzuziehen. Ein anderes Mal war kein Loskommen vom Schreibtisch, da Kunden unbedingt noch eine Funktion brauchten.

Und doch freu ich mich. Denn bald ist es überstanden. Nach Sylvester kehrt endlich wieder etwas Ruhe ein (hoffentlich) und die Pläne für das nächste Jahr liegen schon in der Schublade. Noch nicht ganz ausgereift, aber der grobe Fahrplan ist gesteckt.  Es werden wieder ein paar Wettkämpfe folgen. Doch dazu dann zu gegebenem Zeitpunkt etwas mehr***.

Ein gutes hat die lange Zwangsauszeit jedoch; meine Probleme mit der Achillessehne, die sich über immerhin mehr als ein viertel Jahr hinzogen haben sich erledigt. Um zukünftig dagegen gewappnet zu sein, werden ergänzende Kräftigungsübungen in der Mukkibude in Betracht gezogen. So sollte das dann nicht wieder auftreten. Hoffe ich zumindest.

 

*Weihnachten 2011: das erste Weihnachten in dem ich mich ehrlich über Socken**** freuen würde.

**Plätzchen 2011: das hat mich jetzt wieder lockere 5 Kilo nach oben befördert, so fast ohne Sport und dann auch noch zu dieser Jahreszeit wo einem sowieso an jeder Ecke ein Leckerlie auflauert um sich dem wehrlosem Opfer direkt auf die Hüfte zu legen. Müsste wohl mal wieder an einem Abnehmduell teilnehmen…

***Laufen 2012: Vielleicht findet sich ja noch eine lose, lokale Laufgrupe mit gemeinsamen Zielen oder auch nur so zum Austausch von Tipps und Ideen…

****Socken 2011: keine normalen Socken, sondern Kompressionssocken*****

*****Kompressionsstrümpfelaufsocken: werde ich mir wohl selbst kaufen müssen, kennt sich doch in der Verwandschaft niemand mit den verschiedenen Größen und der Passgenauigkeit selbiger aus (ist ja auch ein bisschen komplizierter als nur zwischen klein, Groß und Elefantenfuß unterscheiden zu müssen).

Friert ihr noch oder lauft ihr schon?

Nach dem gestern auf Twitter eine Diskussion losbrach, wer in Zwiebeloptik und wer nur mit Pulsgurt bekleidet bei dem aktuellen Wetter läuft, habe ich mir gedacht, ich rufe einfach mal dazu auf die individuellen Erfahrungen bezüglich aktueller Temperatur versus Ausrüstungsoverkill zu berichten. Mit guten Beispiel voran schreitend laufend anbei mal der aktuelle Stand von heute Abend:

die Dunkelheit ist mein Freund 🙂

Aktuelle Temperatur exakt 0° Celsius, trocken, wenig Wind. Das Modell trägt lauter tolle Sachen vom Discounter (kurze Sommerthight und Langarm-Winter-Shirt), ein Finisher-Shirt und den Pulsgurt unten drunter (ne Etage tiefer ist auch noch ein Baumwollelement angeordnet, aber das nur so am Rande), sowie kurze Sneakersocken in den luftigen Ghost4. Und, weil es ja fast Winter ist, noch ne Mütze und (winddichte) Handschuhe aus dem Läuferfachgeschäft. Achja, und eine Kopflampe (der leuchtende Punkt über meinem Gesicht).

Ich fand das so genau zur Witterung passend, schien mit meiner Kleiderordnung aber ein wenig aus dem Rahmen zu fallen. Zumindest wenn ich den heutigen Beobachtungen auf unserer Donnerstäglichen Laufstrecke so glauben schenken kann. Da scheinen ziemlich viele Zwiebeln unterwegs gewesen zu sein. Ich bin mir vor allem immer nicht sicher wie ich mit Schichten umgehen soll, die sich unterwegs als Überflüssig erweisen. Also lasse ich sie gleich von vorn herein weg.

Aus Erfahrung kann ich ja leider nicht berichten, da dies meine erste Wintersaison ist 🙂 . Also, schreibt doch einfach mal wie Ihr es so handhabt und welche Erfahrungen ihr mit niedrigen Temperaturen und vielen Kleiderschichten gemacht habt. Hier in die Kommentare z.B. oder, so ihr denn habt, in eurem eigenen Blog…

Über diese Brücke musst du gehen

Eigentlich war die Idee viel zu verrückt, um sie in die Tat umzusetzen – und genau das machte den besonderen Reiz aus…

Kurzer Rückblick:
Im Mai habe ich nach Jahren wieder mit dem Laufen begonnen und dieses Mal ernsthafter als vor 10 Jahren. Relativ schnell habe ich motivierende Fortschritte gemacht und dafür umgehend die Quittung präsentiert bekommen: Zwangspausen wegen übertriebenem Ehrgeiz.

Nach und nach stellte sich jedoch ein passabler Rhytmus ein und trotzdem (bzw. gerade deshalb) kam ich auch zu echten Fortschritten. So war es nur eine Frage der Zeit, wann ich mich der ersten Herausforderung stellen sollte, einem „echten“ Lauf. Die Entscheidung fiel nicht schwer, es sollte der hiesige Nachtlauf in Hannover werden. Mit einigen Freunden meldeten wir uns als Gruppe an, von der jedoch nur mein Bruder und ich auf die 10 km Distanz gingen. 3 Monate nach Beginn meiner neuerlichen Läuferkarriere hatte ich mich also für ein Laufevent angemeldet und sollte 4 Wochen später meine Form unter Beweis stellen.

Der eigentliche Wahnsinn ritt mich jedoch noch bevor ich überhaupt für den Nachtlauf gemeldet war: Im Internet fand ich zufällig den Hinweis auf den 1. Köhlbrandbrückenlauf in Hamburg und war derart fasziniert, dass ich mich insgeheim zu diesem Zeitpunkt schon entschlossen hatte, dort mitzulaufen. Die großen Fragen lauteten jedoch sofort: schaffe ich noch weitere 2 Kilometer mehr (12 km Laufstrecke), ohne jemals 10 km gelaufen zu sein und werde ich die Steigungen meistern?
Während des Nachtlaufs war mein Bruder, ein perfekter Pacemaker und zog mich mit 59:33 durchs Ziel. Einerseits war die Freude groß es geschafft zu haben, andererseits konnte ich meine Enttäuschung nicht ganz unterdrücken, hatte ich doch mit einer noch besseren Zeit gerechnet.

Dennoch fiel nun der endgültige Entschluß:
Es sind es noch ca. 4 Wochen bis zum Köhlbrandbrückenlauf – und ja: Ich werde dabei sein, Punkt!
Mir war jedoch ganz klar, dass mich niemand durchs Ziel ziehen wird und das ich mir den Lauf irgendwie einteilen muß. Schließlich stehen hier 2 echte Steigungen auf dem Plan (hinterher stellte sich heraus, dass es sogar galt, 4 Steigungen zu bezwingen).

Also steckte ich mir drei Ziele:
1. Ankommen
2. Die Zeit bis zum Lauf mit sinnvollem Training füllen (ohne Trainingsplan, einfach nicht überanstrengen, dafür aber regelmässig laufen)
3. Eine Laufstrategie für das Event erstellen

Das zweite Ziel war leicht zu erreichen, weil das Wetter in den Wochen vor dem Lauf einfach grandios war. Mit der Laufstrategie jedoch habe ich mir sehr viel Zeit gelassen. Ein Gespräch mit unserer marathonlaufenden Nachbarin (AK 50), brachte mich auf die recht simple, aber dennoch richtige Spur: Langsam starten und Kräfte für den zweiten Teil aufsparen. Ich beobachtete einfach meine Laufzeiten in den verbleibenden Trainingseinheiten und schnell stellte sich heraus, dass ein 6:00 Schnitt generell geht, aber nicht sehr komfortabel ist. In Anbetracht der zu erwartenden Steigungen zog ich einfach eine Minute ab und setzte meine Startpace auf 7:00 fest. Damit bricht man keine Rekorde, aber es gibt eine gewisse Hoffnung darauf, Ziel 1 (Ankommen) zu erreichen.

03.10.2011:
Ich fühle mich ausreichend trainiert und bin voller Tatendrang. Mein letztes Training habe ich souverän mit einer 7:00 Pace auf 5.5km abgeschlossen, danach nahm ich mir trainingsfrei und sparte meine Kräfte für den großen Tag.
Das Wetter in Hannover ist an diesem Tag der deutschen Einheit gr0ßartig, die Vorhersage für Hamburg ist zwar etwas schlechter, aber durchaus noch gut. Ein letztes Mal prüfe ich also den Inhalt meines Jutebeutels und stelle beruhigt fest, dass alles wichtige an Bord ist. Neben Schuhen, Laufkleidung und Startunterlagen findet sich dort auch ein noch schnell vorher gekaufter Trinkgürtel, der sich im Nachhinein als absoluter Gewinn herausstellen soll. So geht es angenehm angespannt und voller Vorfreude auf die Autobahn.

Nach Erreichen des hansestädtischen Parkplatzes und dem Unterquehren der S-Bahn finde ich mich mit vielen anderen Menschen mitten im Hamburger Hafen wieder. Historische Umschlaganlagen und eine Museumseisenbahn fühlen sich hier im Umfeld der großen, modernen Lagerhallen und Containerstellplätze sichtlich unwohl. Dennoch scheint dies der letzte Ort zu sein, an dem sie geduldet sind – kurzfristig befällt mich ein Gefühl tiefer Melancholie.

Schnell verabschiede ich mich von diesen finsteren Gedanken und gemeinsam mit anderen Läufern passiere ich Lagerhalle um Lagerhalle, bis ich schließlich aus der Ferne Musik wahrnehme. Wir kommen also dem Ziel (das genau genommen der Start ist) näher. Und dieser Startplatz ist vor einer äußerst interessanten Kulisse aufgebaut: Auf der einen Seite eine schier unendlich lange Lagerhalle, auf der anderen Seite eine ebenso lange Reihe, unglaublich hoch aufgetürmter Container. In der sich bildenden Gasse von ca. 20 Metern Breite, dass Übliche: Zelte, Umkleidekabinen, Bühne, Start- und Ziel etc.

Vor dem Start

Als erstes das wichtigste: Umziehen, Ausrüstung checken, Beutel abgeben. Jetzt habe ich Zeit und Ruhe, um die Startgerade zu inspizieren. Zufällig wird gerade Dieter Baumann (Goldmedaille Olympiade 1992 über 5000 Meter) interviewt. Er gibt nochmal die Mahnung aus, die Steigungen nicht zu unterschätzen. Auf die Frage nach seiner Renneinteilung antwortet er lapidar: „Ich werde nicht volle Pulle laufen, sondern das Ganze geniessen. Meine Zeit wird irgendwo zwischen 35 und 40 Minuten liegen“. – Aha… 40 Minuten für 12 Kilometer mit Steigungen bei gemütlicher Gangart – für einen kurzen Moment fühle ich mich sehr einsam.

Schnell schüttele ich den Gedanken ab und widme mich den wichtigen Dingen: noch ein wenig ausruhen, sinnieren, dann Dehnen und schließlich langsam ins Feld einreihen. Ich sortiere mich ganz bewußt annähernd als letzter ein. Kurz vor dem Start fühle ich mich ein weiteres Mal geradezu erniedrigt, als direkt hinter mir jemand mit einem ZWILLINGS JOGGER inklusive dem standesgemäß dazu gehörendem Interieur startet. Ich spreche ihn an: „Hut ab, da habt ihr euch aber was vorgenommen“. Er antwortet mit einem Lächeln: „Ach naja, wird schon werden“ (am Ende waren die drei 10 Minuten schneller als ich – das Leben ist manchmal ungerecht).

Plötzlich ist es da – dieses Gefühl kurz vor dem Start: Unruhe, trippeln, Freude, Aufregung, die Liste mit positiven Attributen lässt sich fast beliebig verlängern. Dann das obligatorische Herunterzählen und schließlich geht es endlich los. Nach ziemlich genau 3 Minuten bin ich als einer der letzten 2100 Läufer endlich über die Ziellinie gelaufen und drücke die Start Taste auf dem Forerunner. Auf geht’s, raus aus der Startgasse, über den Bahnübergang, dann scharf links, jetzt ca. 200 Meter jetzt rechts und wir finden uns auf dem Veddeler Damm wieder. Ich werde selbst von den letzten noch überholt, habe aber sofort das Gefühl: Viele von euch werde ich wieder sehen und ich soll sogar recht behalten.

Ein Blick auf die Pace: Oh Schreck, 6:30. Ich werde bewußt langsamer. 6:45, noch etwas langsamer. Bei ca. 700 Meter eine Überführung. Nicht gerade angenehm, eine ziemlich kurze aber dafür steile Steigung – erste Zweifel, wenn das auf der Köhlbrandbrücke genauso wird, dann kann ich direkt mit dem Besenwagen fahren. Nach kurzer Zeit geht es wieder von der Brücke herunter und alles ist wieder in Ordnung. Meine Beine haben den Rhythmus gefunden. Nach ca. 1.5 km sehe ich die ersten Läufer am Rand gehend und ich ziehe jovial an ihnen vorüber. Ein merkwürdiges Gefühl macht sich breit: Einerseits fühle ich aufrichtig mit ihnen, andererseits bin ich froh nicht hier schon zu scheitern.
Endlich: auf der rechten Seite ist jetzt deutlich einer der beiden charakteristischen Brückenpfeiler zu sehen. Geradezu verschämt lugt er in den Himmel. Noch ein paar hundert Meter, dann eine langgezogene Rechtskurve und wir biegen endlich auf die Brücke ein.

On Tour

Majestätisch liegt sie in voller Pracht vor mir, bunt getupft mit einem Meer laufender Menschen. Ich sehe die Steigung, bin einen Moment tief von ihr beeindruckt, dann ignoriere ich den Anstieg und unbändige Freude bricht sich in mir Bahn. Ein guter Zeitpunkt für ein Foto. Während des Laufens schnell das iPhone gezückt und ein Foto dieses ganz speziellen Augenblicks geschossen. Nachdem alles wieder verstaut ist, ein Blick auf die Pace – passt. Jetzt geniesse ich meinen Lauf in vollen Zügen – und das sogar bergauf. Ähh, Moment mal, ich bin gerade mal bei Kilometer 4 und da kommt schon jemand zurück – ein paar extrem komplexe chemische Reaktionen unterhalb meiner Schädeldecke versuchen hier Licht ins Dunkel zu bringen und schließlich muß ich schlicht einsehen, daß ein Olympiasieger keine Fata Morgana ist. Es hilft alles nichts: Applaudieren und Anfeuern, dann ignorieren und weiterlaufen.

Oben auf…
Dudelsackspieler

Endlich auf 58 Metern Höhe angekommen schieße ich erneut Fotos und genieße den spielerisch leichten Abstieg. Ein Blick auf die Technik verrät mir, dass ich ein wenig Zeit verloren habe, obwohl ich inzwischen doch etliche Läufer überholen konnte. Also ziehe ich das Tempo etwas an bis sich meine Durchschnittspace im Bereich von knapp unter 7 Minuten einpendelt. Jetzt unter die Unterführung, dann zum Wendepunkt. Nach dem Wendepunkt eine Verpflegungsstation. Die Helfer sind dem Ansturm nicht gewachsen und die Läufer stehen Schlange. Ich passiere sie im ruhigen Tempo, wohl wissend, dass ich Selbstversorger bin. Immer mehr Läufer kann ich nun überholen  – ein tolles Gefühl. Auf der Steigung dann dem Schweiß neue Nahrung geben, die Premiere mit dem Trinkgürtel klappt hervorragend. Ich bin stolz, denn bereits mehr als die Hälfte ist geschafft. Ein paar Beinahestolpler mahnen mich, nicht nachlässig zu laufen. Also konzentriere ich mich wieder mehr! Ich fühle mich großartig. Jetzt zum Ende der Steigung komme ich dann doch etwas ausser Atem, also wieder etwas Tempo raus, ich liege im Schnitt ohnehin gut unter 7:00.

Auf dem Gipfel wieder der Dudelsackspieler, über den ich auf dem Hinweg schon schmunzeln mußte. Kurz beklatsche ich ihn, dann kümmere ich mich wieder um meinen Lauf. Es geht bergab und ich fühle mich fantastisch, da geht doch noch was… Also Tempo rauf – in meinem Hinterkopf versuche ich mir auszurechnen, wieviel ich wohl zulegen darf. Die Rechnung ist zu komplex, also konzentrieren und einfach in den Körper lauschen. Relativ schlagartig und ohne gezieltes Zutun ändert sich plötzlich meine Wahrnehmung: Ich konzentriere mich nur noch auf meine Beine meine Atmung und unterschwellig auf die Musik in meinen Kopfhörern. Ansonsten nehme ich um mich herum nur noch wenig wahr. Einzig was vor mir passiert interessiert mich. Rechts überholen, links überholen. Zwei Läuferinnen vor mir in schwarz, Mitglieder der BSG einer Mineralölfirma sind mein Ziel. Los jetzt! Mehr Tempo! Pace kontrollieren: 6:05, 5:52, 5:42 an den Damen vorbei 5:36, dann ebbt das Gefälle der Brücke langsam ab und ich nehme ganz bewußt das Tempo zurück, wohl wissend das noch ca. 3.5 km auf mich warten und die kurze, aber intensive Steigung der Ellerholzbrücke auch noch bewältigt werden will. Die schwarz gewandeten Damen ziehen wieder an mir vorbei – egal. Schlagartig werden meine Beine schwer, dass ist wohl die Rache für meinen Übermut. Ein Blick aufs GPS: 9.6 km. Noch knapp 2.5 km zu laufen. Das heisst alles mobilisieren und noch einmal volle Konzentration.

Jetzt spüre ich ganz bewußt, wie ich wieder in diesen merkwürdigen Zustand übergleite: Um mich herum nehme ich wieder nur wenig wahr, nur vor mir gibt es relevante Informationen. Meine Arme unterstützen jetzt sehr aktiv den Lauf und die Beine erholen sich ein wenig. Obwohl ich wieder vermeintlich langsamer werde (die spätere Analyse zeigt dann hier jedoch eine Zunahme der Geschwindigkeit), überhole ich andere Läufer. Jetzt nur noch die kleine Brücke mit der unangenehmen Steigung, wieder nehme ich leicht das Tempo zurück um mich zu schonen. Die Steigung liegt schneller hinter mir, als gedacht und hat nicht allzu viel Kraft gekostet. Der letzte Kilometer, ich bin jetzt echt müde, aber dennoch läuft diese maschinengleiche Prozedur in mir ab: Tap, tap, tap, tap, der Gleichklang meiner Schuhe auf dem Asphalt beruhigt mich ungemein, ansonsten nehme ich um mich herum wieder nur wenig wahr.

Erschreckend plötzlich taucht die starke Linkskurve vor mir auf. Völlig überrascht stürze ich in die Realität zurück, dass Ziel liegt unmittelbar vor mir! Schnell das iPhone raus, Bahnübergang, Rechtskurve, kurzer Stolperer, Foto und jetzt SPURT, TEMPO! Jäh taucht ein anderer Läufer neben mir auf, ebenfalls bereit sein allerletztes zu geben. Ich gebe jedoch gefühlt noch mehr. Feuer in den Beinen, der Typ neben mir hält die Höhe. LOS MEHR TEMPO, dieser innerliche Schrei an meine Beine gerichtet, verhallt nahezu ungehört. Auf den letzten zwei Schritten zieht mein Kontrahent hauchdünn an mir vorbei:

ZIEL!

ZIEL!

Ich verstaue das iPhone, nehme das Basecap vom Kopf und gieße mir den Rest Wasser über die Haare  – das tut so unendlich gut. Ich drehe mich zu meinem Endspurtgegner und bedanke mich für diesen kleinen Wettkampf. Wir geben uns fünf. Dann nehme ich meine Medaille in Empfang – ein unendliches Glücksgefühl.

Eins ist sicher: Nächstes Jahr bin ich wieder mit von der Partie und zwar schneller 😉 (erstaunlicherweise bin ich letztendlich eine Durchschnittspace von 6:36 gelaufen).

Strecke und Zeiten des Laufs gibt es hier

4. Stadtwerke Lübeck Marathon

Kurze Zusammenfassung: Nimm das! Schweinehund, elender!

Langfassung:

War das ein Lauf. Kalt wie in Sibieren, ewig weit, wahnsinnige Anstiege und Gefälle im und sowohl vor, als auch hinter dem Herrentunnel, endloser Asphalt, schmerzende Füße und Beine… Kurz: es war ein perfekter Lauf :-).

Doch fangen wir mal der Reihenfolge nach an. Morgens um 6:30 klingelt der Wecker. Aufstehen, duschen, Frühstück. So weit, so normal. Ein Blick auf die Uhr lässt Panik aufkommen. Wir müssen doch noch Kind Nr.2 samt Oma und Opa einsammeln und dann noch bei meiner Schwester vorbei, die am Vortag bereits die „Nummernschilder“ (O-Ton der Kleinsten im Team) abgeholt hat. Und wer weiß wie es in der Innenstadt aussieht. Da ist doch sicher schon alles total dicht und wir müssen uns bestimmt mit roher Gewalt um die Parkplätze prügeln. Und dann dauerte es bei Oma und Opa, die wir beim gemütlichen Frühstück antrafen, noch bis alle angezogen und im Auto verstaut waren. Nun aber Tempo. Es ist ja schon nach Acht und um Zehn starten schon die Ersten! Kurzer Stopp bei meiner Schwester „Hallo“, „Hallo“, „Danke“, „Tschüß und viel Erfolg“. Weiter gehts. Ab in Richtung Innenstadt.

Seltsam, so leer hier. Kaum jemand unterwegs um diese Zeit. Parkplatz am MuK statt Parkhaus am Holstentor war eine gute Entscheidung, denn der Automat hier meinte, anders als die im Parkhaus, am Sonntag wäre ihm das kassieren zu mühsam. Die Familie zur Eile antreibend geht es dann in Richtung Markt. Erste Läufer sind zu sehen. In kurzen Hosen und T-Shirt. Sind ja auch wohlige 3°, da kann man schon mal Kurz tragen. Mir selbst kriecht dagegen die Kälte auch unter die wärmende Jacke und den Trainingsanzug. Pünktlich wie die Maurer stehen wir um 9:20Uhr auf einem ziemlich leeren Marktplatz. Buden, Stände, Startgasse und auch Orga – alles da. Nur keine Läufer. Und nun? Startunterlagen brauchen wir nicht holen, haben wir ja schon. Die Moderatoren versuchen sich mit lockeren Sprüchen warm zu halten und lenken sich mit technischen Problemen von der Kälte ab. Nur langsam füllt sich der Markt. Und erst wenige Minuten vor 10 wird es dann schlagartig wirklich voll. Kunststück, denn der erste Start steht an. Die Marathonläufer sind die ersten, die heute starten werden.

Marathonstart

Wenige Minuten später geht es dann auch für die Kleine (2,1km) und die Mama (4,2km) los. Schon nach 12 Minuten ist die Kleine wieder da, die Mama braucht knapp doppelt so lange. Scheinen beide noch nicht warm gewesen zu sein. Die Medaille wird ab Zieleinlauf nicht mehr abgelegt und den Rest des Tages (und am liebsten auch noch am Folgetag in der Schule) stolz auf der Kinderbrust zur Schau getragen.

Schüler- und Familienlauf nur wenige Minuten später

Langsam kommt die Sonne herum und an einer Ecke des Marktes balgen sich die Läufer um einen Platz an eben jener. Dicht gedrängt wird jeder Zentimeter Sonne ausgenutzt. Die Situation soll sich allerdings im Laufe des Tages noch weiter entspannen. Mitbekommen habe ich selbst nicht mehr viel davon, denn pünktlich um 11 fällt der Startschuss für den Halbmarathon. Langsam bildet sich ein Kloß aus Angst und Vorfreude im Hals. Die Nervosität macht sich mittels wildem unkoordiniertem Herumgehüpfe bemerkbar. Scheint aber nicht nur mir so zu gehen. Könnte bei den anderen aber auch an der Kälte liegen (in der Startgasse war von der Sonne noch nicht viel zu spüren).

Warten auf den Startschuß

Vorne brabbelt irgendwer irgendwas unverständliches die ganze Zeit über die Lautsprecher, was aber auf Grund der Unterhaltungen um mich herum nicht bis hier hinten durchzudringen scheint. Doch plötzlich, die Uhr sagt, dass es gleich losgehen müsste, schwillt von der Startlinie beginnend ein kollektives Herunterzählen an. „Acht“, „Sieben“,“Sechs“… betont langsam wird gezählt… „Zwei“,“EINS!“. Ein Schuss und der Pulk tobt los. Zwei Meter weiter steht alles wieder. Stau :-). Über eine Minute habe ich für die knapp 40 Meter von meinem Standplatz bis zur eigentlichen Startlinie gebraucht. Dies wird noch Auswirkungen haben, dazu aber später mehr.

Die Strecke ist vom Start weg schön angenehm breit. Kein Stau, kein Gedränge, keine Läufer die einem vor die Füße laufen. Dazu geht es noch angenehm leicht bergab. Mir gehts gut. Der Fuß tut fasst gar nicht weh und die üblicherweise mehr als 1km lange Einlaufphase (bis vom Fuß nix mehr zu merken ist) verkürzt sich hier auf wenige hundert Meter. Es läuft.

Kurz nach dem Start noch zu Späßchen aufgelegt

Burgtor voraus

So geht es im Slalom durch die Innenstadt von Lübeck. Einmal über den Boulevard, an der Jakobikirche und dem Heiligen-Geist-Hospital vorbei geht es durchs historische Burgtor. An einer Bushaltestelle sitzt eine kleine Trommelkombo und treibt die Läufer mit rythmischen Bässen an. An dieser Stelle kam ich ins Grübeln ob ich nicht besser Musik mitgenommen hätte, denn der Motivationseffekt nimmt mit wachsendem Abstand zur Kombo auch wieder ab.

rhythmische Unterhaltung

Hier ging die Strecke dann auch am Wendepunkt für die Staffelläufer vorbei, welche nur kurze 4,2km in 10er Staffeln liefen. Kurz darauf kommt der erste Verpflegungspunkt. Lautstark heißt es hier: „…heute alles Gratis! Jetzt und hier! Nur heute! Nehmen und genießen! Greifen Sie zu!…“ So preist ein Junge den Inhalt, ich glaube es waren Bananen, seiner Schüssel an. Aber auch Wasser, Tee, Cola und Äpfel werden angeboten. Sogar Müsliriegel sind im Angebot. Die Versorgung ist erstklassig. Schade nur, dass ich mit vollem Bauch nur Probleme kriege. So habe ich insgesamt nur an 3 Stationen jeweils einen Becher Wasser genommen und jeweils ein paar Schlucke genippt. Dabei war mein mitgebrachter Trinkhalm ideal, denn bei den Kunststoffbechern ließ sich der Rand nicht zu einem Schnabel knicken. Der Becher brach dabei einfach und die Suppe wäre mir dann einfach am Shirt herunter gelaufen.

Unterführungen und viel Platz

Und so ging es die Travemünder Allee entlang. Direkt auf der Fahrbahn. Extra für die Läufer gesperrt. Zweispurig! Zwei Unterführungen gaben Orientierungspunkte. Einmal über eine Dritte hinweg um die Straßenseite zu wechseln, was bereits die ersten schwierigeren Steigungen in die Strecke brachte. Und dann, nach zweimaligem Abbiegen kam das Highlight. Da stand tatsächlich eine komplette Kapelle in einer Bushaltestelle mit Trompeten, Trommeln und allem was dazu gehört und musizierten. Im Anzug. Mit Hut und Handschuhen 🙂 .

Musik bitte!

Direkt im Anschluss ging es erst mal 700m immer bergab von 6m über bis auf ca.28m unter Normalnull. Läuft sich klasse. Schön beschwingt den Asphalt runter. Doch wo es runter geht, muss es auch wieder rauf gehen. Und so wird es doch schon anstrengend sich dem anderen Tunnelportal wieder entgegen zu arbeiten. Irgendwann kann man dann das Licht am Ende des Tunnels erblicken und freut sich, gleich wieder auf ebenerer Strecke zu laufen. Doch wenn man den Tunnel hinter sich gelassen hat, geht es noch weiter nach oben. Und so schraubt man sich auf knapp 2km von 28m unter auf 22m über dem Meeresspiegel. Uff. Da brennen die Beine aber.

Diättipps an der Mautstelle?

Kurz hinter der „Kuppe“ kommt der Wendepunkt. Die Marathonis werden geradeaus in Richtung Travemünde geleitet (der erste kam mir gerade entgegen) und wir „Halben“ dürfen einmal über den Parkplatz des örtlichen Supermarktes, bevor es wieder auf den Rückweg geht. Auch hier gibt es fast volksfestähnliche Zustände. Doch im Augenblick habe ich keine Augen dafür und will nur weiter. Ein Blick auf die Uhr sagt: exakt eine Stunde rum.

Tunneleinfahrt

Was eben noch die Waden strapazierte, sorgt nun für ausreichend Erholung. Zwei Kilometer lang bergab. Leider kann ich das nicht wirklich in zusätzliches Tempo umsetzen, denn die Beine sind noch vom Hinweg leicht strapaziert. Und so geht es abermals in die Röhre unter der Trave. Vor allem der Punkt, kurz bevor man die Sohle erreicht, sieht spektakulär aus. Wenn die Straße sich plötzlich steil vor einem aufzurichten erscheint. Schade nur, dass der Forerunner hier nicht aufzeichnen konnte, aber mit dem GPS-Empfang sieht es so weit unterm Meeresspiegel, umgeben von Schlick, Stahl und Beton, verdammt schlecht aus.

Irgendwann, nach einer gefühlten, schmerzhaften Ewigkeit, war ich dann wieder aus dem Tunnel heraus und froh, dass ab hier nur noch wenige Steigungen zu bewältigen sind. Dementsprechend wurde der Blick für die Sehenswürdigkeiten am Straßenrand dann doch etwas trüb. Der Tunnelblick setzte ein.

Grandiose Arbeit leisteten aber nun die unzähligen Streckenposten die wirklich im Abstand von wenigen hundert Metern am Straßenrand standen und jeden Einzelnen persönlich anfeuerten und nach Kräften motivierten. Auch fing ich nun mit der Kopfrechnerei an. Und so hangelte ich mich von Kilometerschild zu Kilometerschild. Kilometer 15: noch knapp über 6km und fast 38 Minuten bis zur 2h-Marke. Sollte zu schaffen sein. Kilometer 18: noch etwas mehr als 3km und noch fast 18 Minuten: wird eng, könnte aber klappen. Kilometer 20,1 kein Kilometer mehr und noch über 5 Minuten, jetzt aber Gas. 20,7km, noch 2 Minuten: Vollgas! Auf dem Boulevard läuft eine Frau direkt vor mir: „die kriegst du!“ Nebenbei noch versucht in die Kamera von meinem Papa zu lächeln (hat aber wohl nicht geklappt, also das mit dem Lächeln). „Kämpfen!“ Im Tordurchgang vom Rathaus, nur 15m vorm Ziel an der Dame vorbei und Ziel!

Jetzt aber hurtig!

Die Uhr noch auf der Ziellinie gestoppt, Medaille in Empfang nehmen, schnaufen, ins Bierzelt gehen, hinsetzen. Aus. Ende. Geschafft. Vorbei. K.O.

Langsam trudelt die Familie ein. Ich bekomme was zu trinken. Kann meinen ersten Twit absetzen ( 🙂 ). Die Uhr zeigt 2:01:05 an. Mist. Enttäuschung macht sich breit. Auf der Uhr die Rundenzeiten analysiert und festgestellt, dass in der Startphase 1:09 verloren gegangen ist. Verdammt, das kann doch jetzt nicht wahr sein. Aber damit ist zumindest die Nettozeit unter 2h! Ha. Geht doch! (wenigstens etwas 🙂 )

Ergebnis

Langsam erhole ich mich wieder. Ich wanke zum Verpflegungspavillion und kann mich ob der vielen Leckereien gar nicht entscheiden was ich jetzt in mich reinschaufeln soll. Also nehme ich einfach von allem etwas. Noch eine Cola und dann wieder zum Sitzplatz zurück. Die Leckereien werden mir sogleich vom Nachwuchs mit dem Kommentar abgenommen, dass sie extra auf mich mit dem Essen gewartet hätten und so beschränke ich mich daher auf Bananenstückchen und die Cola. So langsam bildet sich nun auch ein Grinsen im Gesicht, was sich noch eine ganze Weile halten sollte.

Da der verfressene Nachwuchs immer noch Hunger hat, geht es erst einmal auf Zwischenstopp zum Burgerbrater um die Ecke. Nichtexistenz zu heucheln wäre zwecklos, denn der Schülerlauf bei dem die Kleine mit lief führte direkt an 2 Filialen dieses Unternehmens vorbei. Dort also erst einmal ein Menü und dann noch ein Eis zum Nachtisch. Ich war damit erst einmal voll. Bis oben hin. Damit hatte ich also den Kalorienverbrauch mehr als wieder ausgeglichen.

Nun nur noch versuchen zum Auto zu staksen und dann nach Hause fahren lassen.

Das offizielle Ergebnis war dann auch 2:01:06,8 Brutto und 1:59:55,2 Netto, was einem 50. Platz in der Altersklasse und dem 544. Gesamtplatz entspricht. Hätte ich ernsthaft trainiert/trainieren können, dem aufmerksamen Mitleser wird die Achillessehnenproblematik der letzten Wochen nicht entgangen sein, wäre vielleicht sogar eine besser Zeit bei herum gekommen.

Die Strecke:

Update: noch mehr Berichte sind übrigens hier zusammen getragen.