28. Fünf-Seen-Lauf 2012

Am Samstag fand nun der alljährliche Fünf Seen-Lauf in Schwerin statt. Für die lokalen Läufer eigentlich DAS Event schlechthin. Jeder der nicht um eine Ausrede zu verlegen war (oder wirklich verletzt/verhindert), war da. Mit insgesamt rund 3800 Läufer, für Schweriner Verhältnisse, schon eine echte Großveranstaltung. Und für mich sollte es, nach der Premiere über 15km im letzten Jahr, nun das erste mal auf eine Strecke jenseits des Halbmarathon gehen.

Nach knapp 12° und Nieselregen im Vorjahr, meinte es das Wetter diese mal wieder mit den Zuschauern etwas besser. Und so zeigte das Thermometer schon vom Start weg 23° an. In der prallen Sonne und im Verlauf des Rennens dürfte das sogar noch ein bisschen mehr geworden sein (zumindest ein frischer Sonnenbrand im Nacken ist Zeuge davon).

Lauter Verrückte warten auf die Tram

Verabredet mit der Laufgruppe um 9:40Uhr für ein Foto und ein wenig logistischer Vorbereitung, ging es schon um 8:00Uhr daheim los. Da Start und Ziel „etwas“ auseinander liegen und diese mal nicht nur ich alleine laufe, sondern meine Holde ebenfalls, haben wir das Auto im Zielgebiet abgestellt um mit der Tram zum Start zu fahren. An der Haltestelle durften wir dann feststellen, dass wir wohl nicht die einzigen mit dieser Idee waren. Die verdutzten Gesichter der „normalen“ Passagiere waren unbezahlbar, wenn da eine Tram in doppelter Länge, bis auf den letzten Stehplatz mit in Stretch, Lycra und ähnlichen, für die meisten doch eher unvorteilhaft körperbetonenden Stoffen gehüllten Menschen an der Haltestelle vorrollt. Nach dem Rennen dürfte dies wahrscheinlich nicht viel anders ausgesehen haben (für diejenigen, die ihr Fahrzeug am Start platzierten oder im Anschluss zum Bahnhof mussten). Allerdings dürfte der olfaktorische Anteil am Morgen vor dem Rennen um einiges angenehmer ausgefallen sein.

toller Ausblick am Start

So trafen wir uns also pünktlich an der Treppe auf dem Bertha-Klingberg-Platz und machten das obligatorische Firmen-Laufgruppenfoto. Das Gros der Gruppe startete eh bei den 10ern, also war nur für ein kurzes „viel Erfolg“ Zeit. Um 10:00Uhr gingen diese dann auch schon auf die Strecke, womit der größte Teil der Teilnehmer auch direkt wieder weg und der Platz ziemlich leer war. Dies hieß dann allerdings auch für uns „30er“ sich fertig zu machen. Bis zum Start waren es nun nur noch 10 Minuten.

gleich gehts los!

Am Start dann beobachte ich andere Läufer genüsslich an Wasserbechern nippen, woraufhin mir spontan der Mund austrocknet. Die Entfernung zum Wasserstand mit Blick auf die Uhr abschätzend habe ich den durstigen Schweinehund dann spontan auf die erste Verpflegungsstation vertröstet. Die hochmoderne, atomgetriebene Zeitmesseinrichtung der Veranstalter (sprich: Funkwecker) kündete dann auch schon den Startzeitpunkt als gekommen an. Der schnellen Zählweise der letzten 10 Sekunden nach zu schließen kam dieser für die Orga genauso unerwartet wie für mich. Auf jeden Fall kam ein „Los!“, alles stürmt los und bleibt 5m später wieder stehen (wie immer 🙂 ).

Seigthseeing

Die ersten Kilometer noch entspanntes Sightseeing am Schloss vorbei und durch den Schlossgarten kam schon bei Kilometer 3 die erste Verpflegungsstation. Normalerweise trinke ich nicht bei Wettbewerben, aber heute war ja eh alles anders. Hier versuchte ich nun auch gleich dem Schweinehund das versprochene Wasser zu reichen. Also Becher geschnappt und getrunken. Naja, genauer gesagt, habe ich den Becher vorsichtig in Richtung Gesicht bewegt und gleich den ersten Schwall in die Nase befördert. Nach ein paar weiteren Versuchen war mein Gesicht und der Oberkörper nass, aber getrunken habe ich noch keinen Schluck. Egal, dann eben den letzten Rest über den Kopf gekippt. Wird schon noch klappen, zumal mir der Strohhalm in der kleinen schmalen Lauftasche einfiel, den ich mir ja extra dafür eingesteckt hatte.

schöne breite, feste Wege. Noch.. 🙂

Entspannt ging es also weiter. Am Zoo vorbei, Zippendorfer Strand, Reppiner Burg, Mueß bis zum Störkanal. Langsam wurde die Strecke immer „dörflicher“. An einigen Stellen schien extra Schotter aufgefüllt worden zu sein, an anderen Stellen hätte man wenigstens die groben Himbeersträucher ein wenig beschneiden können. Trotzdem lief es ausgezeichnet. Vor allem, weil an den meisten Stellen ein Überholen nicht mehr möglich war und die Läufer hinter einem für Motivation sorgten und die vor einem dafür, dass man eine Ausrede hatte nicht schneller als nötig zu laufen. Die Sonne stand mittlerweile schon hoch am Himmel und brutzelte uns fröhlich auf die Birne. Ideales Spaziergehwetter. Im Laufschritt hatte ich dann schon etwas mit der Wärme zu kämpfen, vor allem als es vom Störkanal, der noch ein bisschen Kühlung bot, nach Consrade über einen Weg zwischen Koppeln hindurch ging, an dem kein Baum oder Strauch auch nur den Hauch an Schatten spendete.

Aufmunterung, ist ja fast geschafft :-)…

Dort angelangt gab es dann glücklicherweise schon die nächste Verpflegungsstation bei der ich ausprobierte, was ich an vorhergehenden Stationen und im Rennen im letzten Jahr schon bei anderen sah. Im Startbeutel befand sich auch ein kleiner Schwamm, diesen führte ich dieses mal sogar mit. Also in den Bottich mit Wasser getunkt. Leider war der Schwamm vorher noch trocken, sog sich also nicht so richtig voll. Aber zum abtupfen des Gesichts sollte es reichen. Dann noch einen Becher Wasser geschnappt und mit dem zwischenzeitlich hervor gegrabbelten Strohhalm ein paar Schlucke Wasser getrunken. Der Rest dann wie gehabt über den Kopf gegossen. Alles im Laufschritt, denn mittlerweile sollte die Holde bereits im Zielgebiet sein und auf mich warten, während ich noch immer 17km vor mir hatte.

leicht beengt sind zumindest alle auf einer Linie

Aber wohin jetzt mit dem Schwamm? Unter die Mütze, denn der Kopf ist eh ja schon nass :-). Nun ging es in den Wald, gleich mal Berg hoch, quasi zum einüben. Schatten war aber auch hier nur begrenzt verfügbar, denn die Laufrichtung war exakt Nord und die Sonne brutzelte längs des Weges auf die Läufer. Am Rande wenigstens ein bisschen Schatten zu erhaschen war nur möglich, wenn man den Brennnesseln und Dornen am Wegesrande nicht unbedingt ausweichen musste. Aber im Großen und Ganzen lief es sich hier richtig gut.

und die Sonne brutzelte…

Kurz nach Erreichen der Zivilisation folgte dann auch schon die nächste Verpflegungsstation. Nun war schon schwereres Geschütz vonnöten um der Hitze Einhalt zu bieten. Dieses Mal landete die komplette Mütze samt Schwamm im Bottich und schwungvoll wieder auf den Kopf. Herrlich 🙂 Noch nen Becher Wasser und weiter gehts. Nur noch 12 km.

Doch dann begann der schlimmste Abschnitt. Bei Kilometer 21 war dann schlagartig die Luft raus. Der knappe verbliebene Kilometer bis zur nächsten Verpflegungsstation war so ziemlich der längste der gesamten Strecke. Während ich da so mit mir selbst haderte und ernsthaft überlegte, wo ich mich abholen lassen soll, sprintete doch glatt die Plaudertasche Herr ivalo an mir vorbei. Natürlich plaudernd, während seine Fahrradbegleitung den erschöpfteren Zustand zu machen schien. Ich glaube aber er kann auch ohne Luft zu holen erzählen :-). Allerdings war er auch schon wieder weg, bevor ich auch nur „Hallo“ sagen konnte.

An der Station, noch knapp 8km bis zum Ziel, habe ich mir dann ein Stück Banane gegönnt (böser Fehler, die lag noch am Ziel schwer im Magen) und bin das erste Mal gehend an der Station vorbei. Auch hier einen Becher Wasser und einmal die Mütze in den Bottich. Danach ging es wieder ein bisschen und ich bin bis zur nächsten Station bis auf einen kurzen Anstieg auch gelaufen. Dort habe ich dann mal neben dem obligatorischen Wasser auch einen Becher Tee probiert, doch war dieser eher nicht so toll. Geschmacklich ganz ok, klebte der Mund allerdings danach ziemlich. Dankenswerterweise gab es kurz darauf noch einen inoffiziellen Versorgungspunkt wo ich mir die Mund noch einmal gründlich ausspülen konnte.

Mittlerweile wurde die Gehpausen länger und ausführlicher. Mental hangelte ich mich nur noch von Kilometerschild zu Kilometerschild. Aufgeben war mittlerweile keine Option sondern beinahe schon gelebte Realität. Alles in meinem Kopf drehte sich nur noch darum, die nächste Möglichkeit zu erreichen um mich einsammeln zu lassen. So schlich ich mehr, als dass ich lief durch die Gartenanlagen zwischen Görries und Neumühle. Kurz vor Erreichen der nächsten und letzten Versorgungsstation fragte mich ein Streckenposten ob alles in Ordnung sei. Daraufhin habe ich die wirren Stimmen in meinem Kopf gebeten mal ruhig zu sein und einmal Still und Leise in mich hinein gehorcht und dabei festgestellt, dass eigentlich alles in Ordnung sei, bis auf leichtes Krampfen in den Waden beim gehen, was allerdings im Laufschritt nicht mehr spürbar war und ich dem Streckenposten dann auch mit einem „Doch, nur ein bissl K.O.“ so vermittelte.

Dann an der letzten Station das bekannte Prozedere mit Mütze, Schwamm und Becher. Langsamer Laufschritt war nun angesagt. Kurze, kleine Schritte. Zeit war mittlerweile vollkommen Relativ. Es gab nur noch mich und das Jetzt. Aufgeben war nun keine Option mehr. Bei Kilometer 28 stand dann noch ein Kleingärtner vor seinem Garten und hat jedem der es wünschte eine Dusche verpasst. Jetzt war ich komplett nass und fand es toll.

Zielgasse voraus. Jetzt noch mal Gas geben…

Der „Pickel“ kam aber dann wie ein Hammer und warf meine Motivation wieder ziemlich stark zurück. Diesen Berg hoch auf „allen vieren“ war bereits fest eingeplant, aber dass der Weg dahinter nur noch eine einzige Buckelpiste war leider nicht. Laufen wurde eine Qual, da ich selbst unter Aufbietung des letzten Restes an Konzentration ständig knapp an einer Knöchelverletzung vorbei schrapte. Langsam also bis auf die andere Seite der Hügelkette schleichend, konnte ich zumindest noch eine Spazieren gehende Omi überholen. Bergab auf der anderen Seite wurde es auch nicht schneller, aber zumindest konnte ich noch ein wenig Schwung mitnehmen.

Wenige Meter vor dem Zielbogen reicht es auch wieder für ein Lächeln 😀

Nun, „nur“ noch ein Kilometer bis zur Ziellinie, waren die namentlichen Ankündigungen der gerade einlaufenden Läufer deutlich über den See hinweg zu hören. Dies vermittelte im letzten Jahr noch ein „nur noch wenige Meter“-Gefühl, doch dieses Mal war ich ja vorgewarnt. Leider war der „Pickel“, wenn auch der schlimmste, nicht der letzte Anstieg. Es ging noch ein paar mal, für nur wenige Meter, hoch und runter, doch dies hat jedes Mal gereicht mich fast bis auf Stillstand auszubremsen. Und dann war sie da: die letzte Kurve vor dem finalen Anstieg. Nun hieß es noch ein letztes Mal Zähne zusammenbeißen und laufen. Trotz nicht ganz unbedeutendem Steigungsgrad reichte es gerade noch für ein letztes Aufbäumen. Nach 3:09:08 fiel ich über die Ziellinie und ein paar Meter weiter dann einfach nur noch um. Aus. Finito. Ende. Schicht im Schacht.

K.O.

das offizielle Ergebnis

Die Strecke:

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6 Responses to "28. Fünf-Seen-Lauf 2012"

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    • rehwald says:
    • rehwald says:
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