Attacke!!!

Heute früh ritt mich der Schalk und so startete ich zum ersten Mal in so etwas wie ein Intervalltraining. Taktgeber sollte, wie gewohnt, meine Forerunner sein. Das Programm wurde schon vor längerer Zeit mal programmiert und, so dachte ich zumindest, sollte auf meine Bedürfnisse angepasst sein. Vorgaben waren: lockeres Einlaufen und dann 6 mal 400m Tempo (um die 4:59 /km) um dann eine Trabpause zu machen in der der Puls auf unter 75% Maximalpuls sinken sollte. So zumindest der Plan. Doch die Realität sah nicht ganz so schön aus wie auf dem Papier geplant:

Freitag früh, 5:55 Uhr: es geht los:

Lockeres Einlaufen also, ich drücke auf Start und trabe los. Langsam zieh ich auf meine gewohnte Strecke dahin. Es läuft gut, denn es ist noch schön kühl an diesem Morgen mit knapp über 10°. Fröhlich lächelnd grüße ich noch ein paar Nachbarn die sich mit einem zur Faust geballten Gesicht auf den Weg zur Arbeit machen.

5 1/2 Minuten später, ich bin am See, warm und starte das Programm. 400m Vollgas. Die Uhr piept mit den Vögeln um die Wette; „schneller!“. Also lauf ich ein bisschen schneller als gedacht. Aber es geht. Die Uhr piept immer noch. Also noch ein bisschen fixer. Sie hört aber nicht auf. Also aufs Display geschaut, was angesichts des wilden Herumgewackels nicht ganz einfach ist und mir außerdem die Sicht auf die vielen Wurzeln auf dem Uferwanderweg nimmt. „zu schnell“ steht da. Also Tempo wieder raus. Ich pendle so zwischen Pest und Cholera „zu schnell“ und „schneller“ fröhlich hin und her.

Wildes Gebimmel setzt ein, die 400m sind durch. Ich auch. Jetzt erst mal lockeres Traben um wieder runter zu kommen. Das soll ich noch 5mal machen? Schaffe ich nie. Und so trotte ich vor mich hin und genieße die morgendliche Landschaft. Ich schnaufe schon nicht mehr wie eine Dampflok und kann mittlerweile auch die Vögelchen wieder hören, die da gar fröhlich tirilieren. Moment, das war gar kein Vogel; „schneller!“. Mist, war gar kein Vogel, sondern die Uhr.

Ich hetzte den Wanderweg lang. Vorbei an Bäumen, den Vögeln und dem See. Ein einsames Reh guckt mich verständnislos an und läuft vor Schreck nicht mal weg. Die Uhr piept mittlerweile in einem anderen Ton.  „Tempo im gewünschten Bereich“. Arrgghh, wegen dieser Informationsgewinnung eben fast die Wurzel übersehen. Blöde Uhr. Die Quittung folgt prompt: „schneller!“. Ich springe über umgefallene Bäume und über Wurzeln wie ein junges Rehkitz und versuche es meiner Uhr recht zu machen. Das erhoffte wilde Gebimmel setzt ein und ich hab die zweiten 400m geschafft.

Die schlimmste Passage der Strecke kann ich nun gemütlich entlang traben. Da gibt es ein paar böse Stolpersteine und man muss ziemlich aufpassen. Es sind aber nur 260 Meter die ich mich erholen darf. Dann heißt es wieder „Tempo“ und „schneller!“.

Also weiter, ich habe mich meinem Schicksal ergeben. Habs ja selber so gewollt. Schon nach 150m kommt eine Schlüsselstelle. Mist, 20m Höhenversatz auf knapp 80m Streckenlänge verteilt. Eine Alternative ist die Strecke geradeaus weiter zu laufen und zu hoffen, dass es am nächsten Abzweig besser passen wird. Nicht bedacht habe ich dabei, dass genau dorthin ein Abschnitt mit wilden Holzansammlungen auf dem Weg installiert wurde um die schlimmsten Schlammlöcher angeblich besser passierbar zu machen. Echte Knüppeldämme quasi. Die Hölzer liegen da nun schon ein paar Jahre und sind in einem, sagen wir mal, desolaten Zustand. Und so Hüpf und spring ich zwischen Modderlöchern, wilden Ästen und den rudimentären Resten der Wegbefestigung herum und versuche dabei nicht wesentlich langsamer zu werden. Es klappt besser als gedacht, allerdings wohl eher nach dem Motto „datt Glück is mit die Doofen“.

Der zweite Abzweig kommt in Sichtweite und ich bin immer noch mit hohem Tempo unterwegs. Mist, was nun. Doch die errettende Melodie der Uhr deutet mir an, dass ich wieder langsamer werden darf. Und genau das werde ich, denn dieser Anstieg hier ist noch steiler als der Vorherige und schlängelt sich nicht gutmütig mit 25% Steigung den Hang hoch, sondern besteht aus einer in den groben Lehm des eiszeitlichen Hangs geschlagenen Treppe, welche nur mit groben Holzbalken daran gehindert wird sich in eine durchgehende Rutschbahn zu verwandeln. Das Ganze Quer zum Hang, was dann bei etwa um die 80% Steigung herauskommt. Die Erholungspause wird zur Herausforderung, denn der Puls steigt weiter ins Unendliche statt auf Erholungsniveau zu sinken. Bei der Geschwindigkeit ist es genau anders herum. So zieht sich diese Trabpause auf mehr als 4 1/2 Minuten hin.

Oben angekommen und den asphaltierten Radweg erreicht, treibt mich die Uhr dann aber gleich wieder an. „Tempo“ ist angesagt. Leicht bergab geht es einigermaßen. Gut kann ich nicht behaupten, dafür fühlte ich mich noch viel zu ausgelaugt. Aber es geht. Pünktlich zum Ende des nächsten kleineren Anstiegs sind die 400m wieder vorbei. Na super.

Der Erholungstrab bergab, nicht so viel langsamer als die vorhergehende „Tempoeinheit“, ist dann auch pünktlich auf der Sohle der Senke wieder vorbei. Ich kann nicht mehr, lauf aber trotzdem wieder was noch geht. Das fünfte Intervall muss mindestens noch durchgezogen werden. Die Uhr piept immer noch wie wild umher, wird jedoch von mir mittlerweile komplett ignoriert. Ich kann die Anzeige durch den Schleier aus Schweiß und vor Zittern eh nicht mehr entziffern. Vielleicht sollen dafür die unterschiedlichen Melodiefolgen sein. Leider hab ich mir noch nicht gemerkt, welche was andeuten soll. Aber ist mir im Augenblick eh egal. Stattdessen überlege ich mir, warum ich mich vorhin nicht einfach wieder umgedreht habe, als der Wecker klingelte.

Ich komme aus dem Wald heraus, gerade Strecke, das Dorf schon in Sichtweite. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr meint irgendwas von noch knapp 90m. Auf dieser schnurgeraden Strecke mit regelmäßigen Pfosten an der Seite, kommt mir das unendlich lang vor. Doch auch das ist irgendwann geschafft. So wie ich auch. Der Erholungstrap wird schon so langsam, dass es Gehen ist. Doch das rächt sich sofort, denn der Puls fällt rapide ab und nach nur 48 Sekunden und 80m heißt es wieder „Tempo“.

„Na los, den letzten“ redete ich mir ein und laufe wieder los. Langsam wie noch nie, lief ich also wieder. Nicht mal das von der Langstrecke gewohnte Tempo hab ich drauf. So dachte ich zumindest (die spätere Auswertung zeigte ganz andere Werte). Mehr an Gedankenspielereien war nicht mehr drin. All die Vögelchen, die kleinen Feldmäuse am Wegesrand, die Blümchen, Bäume und der rosa Elefant mit den Luftballons waren mir egal. Ich wollt nur noch ins Bett. Aber das Elend war pünktlich bei Erreichen des Ortseinganges vorbei. Gott sei Dank muss ich nicht im Angesicht der tratschenden Nachbarschaft mit vor Anstrengung verzehrtem Gesicht durch den Ort rennen. Ich trotte so viel lieber gemütlich nach Hause und lege mein Lächeln wieder auf. Daheim falle ich K.o. auf die Couch und Wecke mit Gebrüll den Nachwuchs. Geschafft. Alle sechs Intervalle. Tschaka!

Morgen ist nun erst mal Ausspannen angesagt (mir eh die liebsten Trainingseinheiten), denn da bin ich in Sachen #LiMV unterwegs.

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Jetzt amtlich: 15km sind zu schaffen

Ab sofort amtlich; meine Strecke beim 5-Seen-Lauf:
Strecke bei gpsies.de

Wunschzielzeit: unter 1:30:00
(nur damit ich hinterher nicht was anderes behaupten kann… 🙂 )

Update 26.6.: beim heutigen Orga-Lauf der Fuenf-Seen-Laufgruppe auf den offiziellen Strecken hat die inoffizielle Zeit schon mal 1:28:32 (hat grade so noch für den letzten Platz gereicht 8) ) ergeben 🙂 allerdings bei nur 12° und Nieselregen. Aber da geht noch was, bin einige Kilometer mit Puls bei 130Hz gelaufen. Auf jeden Fall bin ich schon total gespannt wie der Lauf wird 😀 …

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Warum bloge ich eigentlich plötzlich übers Laufen?

Kurzfassung:

weil ichs kann! Also, laufen mein ich. Bloggen natürlich auch. Aber das ist ja keine Kunst.

Langfassung:

ich kann laufen! Seit… mal kurz überlegen (na gut, im Kalender nachschauen)… 7 Wochen laufe ich nun. Noch etwas unregelmäßig und ich weiß auch noch nicht wirklich wohin (leistungsmäßig).

Aber: ICH LAUFE!!!!!

Für den ein oder anderen da draußen ist das vielleicht nicht weiter erwähnenswert, aber ich finde das cool und bin so stolz, das glaubt keiner. Das muss jetzt hier einfach mal raus.

Zur Erklärung warum ich das so cool finde ein paar Sätze:

Ich war 2 1/2 oder gerade 3 Jahre alt (ich kann mich noch genau dran erinnern, als wäre es gestern gewesen 🙂 ), da bekam ich immer öfter immer weniger Luft. Eines Tages war es so schlimm, dass meine Eltern schon wahnsinnige Panik schoben. Erstickungsgefahr. Der Arzt war telefonisch alarmiert und sagte, noch am Telefon, nur: „So schnell wie möglich ins Krankenhaus!“ Das nächste Krankenhaus war (und ist es auch heute noch) in Wismar. Die so genannte „Schnelle Medizinische Hilfe“ hatte nur diesen hochtrabenden Namen weil er eben hochtrabend war. Ankunft eines Wagens in frühestens 45 Minuten. Schneller fuhr ein Barkas damals nicht und dazu waren diese auch noch alle gerade im Einsatz um irgendwelche alten Mütterchen spazieren zu fahren oder doch den ein oder anderen schwer Verletzten von einer volkseigenen Baustelle oder aus der Werft zu holen. Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, der eigene Wagen (oder auch zwei bis fünf) vor der Tür war damals, im real existierenden Sozialismus, eher schwierig. Vor allem für eine junge Familie mit 2 kleinen Kindern die noch auf die Sägemehl-und-Presspapp-Schrankwand im Einheitsdesign „Erfurt“ spart und den tollen Schwarz-Weiß-Fernseher aus Stassfurt mit einem kleinen Vermögen bezahlt hat. Immerhin gab es schon ein Telefon im Dorf, welches auch noch zum Glück dank des benachbarten Konsums im selben Haus existierte. Da man sich aber gegenseitig half im Kampf gegen die Unbilden der planungswirtschaftlichen Ressourcenverknappung, wurde der Trabbi des Nachbarn bemüht, welcher dann den Kleinen, vom Erstickungstode Bedrohten und die Mutti mit Vollgas (also maximal 80 bis 90) über die staubigen Landstraßen in Richtung Kreiskrankenhaus beförderten. Mit seltenen und teuren Medikamenten vollgepumpt konnten die Ärzte dann die Situation entschärfen, die Diagnose lautete jedoch: Asthma. Die Prozedur mit dem Nachbarn, Erstickungsanfällen und der Panik sollte sich in den nächsten Jahren oftmals wiederholen, trotz stetig steigender Medikation, Kuren in fernen Ländern (ich hatte sogar mal einen Kurplatz auf Zypern, also beim Klassenfeind, sicher) und steter Schonung vor körperlicher Anstrengung. Die nach und nach dazukommenden Allergien gegen nahezu alles was aus dem Boden wächst und drauf rum läuft machten es nicht besser. Vor allem wenn man auf dem Dorf wohnt und der Bauer die fleißigen volkseigenen Erntefacharbeiter die Heuernte direkt neben dem elterlichen Haus einfuhren. Ich bekam Medikamente aus dem Westen, die Ampulle mit 50 Tabletten für 70 Mark. West! Die reichten knapp 9 Tage. Das Notfallspray von Bayer wurde gehütet wie ein Goldschatz und durfte nur knapp vor Ohnmacht benutzt werden. So wurde ich langsam größer, eingehüllt in Watte, die mich vor jeder Anstrengung schützen sollte, mich aber nicht davon abhalten konnte auf Bäume zu klettern und in Heumieten rum zu turnen um am Abend dann auszusehen wie ein Streuselkuchen und schnaufend, wie eine Dampflok mit Vollgas, Mutti erklären zu dürfen, was wir denn alles Tolles gemacht haben.

Dann kam die Pubertät. Auf Bäume klettern wurde uncool. In Heumieten hielt man sich nur noch auf um heimlich zu quarzen. Ich musste aber nicht an den Glimmstengeln nuckeln um aus dem letzten Loch zu pfeifen. Das ging auch so. Auch wenn es mit der Coolness nicht weit her ist, wenn man ständig rasselnde Geräusche bei jedem Atemzug von sich gibt, hielt mich das nicht ab, das zu tun, was alle jugendlichen in diesem Alter so tun: abhängen.

Die Wende nahte, mit ihr Farbfernsehen, Junk-Food und der erste Computer, ein Amiga 500, war von einem Teil des Jugendweihegeldes angeschafft. So wurde ich also der Computerfreak in meiner Klasse. Immerhin zur damaligen Zeit ein Alleinstellungsmerkmal, war ich doch der mittlerweile etwas pummelige, der beim Sport nie mitmacht und in der Pause eh nur auf der Bank saß. Ärztlichen Attesten sei Dank. Und so verbrachte ich meine Schulzeit damit auf Bänken herumzusitzen, beim Sportunterricht immer den Schiedsrichter, für Sportarten von denen ich keine Ahnung und auch kein Interesse daran hatte, zu spielen. Selbst 60m-Läufe bin ich nur ganz selten und „außer Konkurrenz“ gelaufen. Und so wuchs ich zu einem stattlichen jungen Pickelgesicht heran. Und das in wirklich alle Richtungen. Meine Oma sagte immer „stattliche Erscheinung“.

Die Bundeswehr ließ sich im Jahre 1997 vielleicht von Leberschäden, potentiellen Nierenversagern und gerissenen Kreuzbändern beeindrucken. Wenn man aber sagte, dass man Ahnung von Computern hat und auch in der Richtung später studieren wollte, halfen einem auch keine Atteste über Asthma, 5 dutzend Allergien und eine medizinische Musterung beim Medizinischen Dienst, die abgebrochen werden musste, weil der Kandidat beim Belastungs-EKG nach 5 Minuten einen Puls von 220 bei einer Leistung von 120Watt erreichte, bevor er vom Rad fiel. Also wurde ich eingezogen. Ich war der einzige, dem sogar der Ausflug auf den gemütlichen 5km Marsch verweigert wurde und der in der 2. Hälfte der Grundausbildung die Kaserne nicht mehr in Richtung Truppenübungsplatz verlassen durfte, weil die Sanitäterin bereits 2 Mal Panik schob, weil man den auf mittlerweile mehr als 2 Zentner angewachsenen Rekruten nicht mehr aus dem Gebüsch in den Bully bekam. Durfte ich so doch hinter den dicken, kühlenden Kasernenmauern bleiben, während sich der Rest bei 38° im Schatten in Geländespielen übte. Während der eigentlichen Dienstzeit war das alles kein Problem, war doch die anstrengendste Herausforderung morgens und nach der Mittagspause die Treppe zum ersten Stock ins Büro zu kommen um dort meinem bärtigen und langhaarigen Hauptmann den Kaffee zu kochen und Urlaubsscheine, Reservistenanträge und ähnliches zu bearbeiten. Außerdem stand dort einer der 2 Rechner der Einheit. So wuchs ich auch dort mit meinen Aufgaben.

Es folgten ein Studium, Ausbildung, Arbeit und normaler Alltagstrott. Immer gab es viel zu tun, immer irgendwas am Rechner. Zwischendurch eine Familie gegründet, Haus gebaut, Baum gepflanzt. Der Rechner wurde immer mehr zum Arbeitsinstrument und immer weniger zum Hobby. Ich suchte mir neue Ziele und Ausgleich vom Alltag im Geocaching und scheiterte bei allem was körperlich über 500m Feldweg in einer Stunde hinausging. Irgendwann hing ich dann doch mal beim Klettern in den Seilen an einem Baum. 6m. 30 Minuten. Die Hölle. Aber das Adrenalin war geil. Wenn das nur nicht so anstrengend wäre. Doch das war es auch noch lange danach und es wurde eher schlimmer als besser, denn ich machte mir das Leben und mich selbst immer schwerer.

Im Frühjahr 2010, ich komme kaum mehr in den dritten Stock im Büro ohne Atemnot, stieg ich nach langer Zeit mal wieder auf die Waage. Eher ein Versehen als Absicht, versuchte ich doch immer einen Bogen um dieses fiese und gemeine Ding zu machen, ahnte ich doch, dass die Anzeige nicht freundlich zu mir sein würde. Und sie war es nicht. Mehr als 130 Kilo zeigte sie an. So kann das nicht weitergehen. Ich versuchte es mit laufen. Das erste Mal in meinem Leben. „Das muss was bringen, so anstrengend wie das ist“, dachte ich mir, eine große Portion Nudeln in mich reinschaufelnd, als ich den ersten Lauf über 3 km hinter mir hatte, von denen ich immerhin gigantische 800m wirklich gelaufen bin. In 100m Bröckchen. Am nächsten Tag gleich wieder, mich schon auf die Portion Pommes im Anschluss gefreut, bekam ich Schmerzen im Schienbein. Diese wurden schlimmer und die nächsten Tage konnte ich gar nicht mehr laufen. Treppen kam ich nur auf dem Hosenboden rutschend hoch und runter. Jetzt wär ein Treppenmofa geil. Die Schmerzen hielten sich am Ende, trotz Antibiotika und Schmerzgel mehrere Wochen.

Bei Twitter aktiv und deutschlandweit mehr oder weniger gut vernetzt, rief RubysRudel zu einem Abnehmduell auf. Wer am meisten seines Gewichtes nach 12 Wochen weg schafft, der hätte gewonnen. Klang gut und kann zumindest nicht schaden, wusste ich doch, ein Tritt in den Hintern muss sein um Erfolg beim Thema Abspecken zu haben. Und ich hatte Erfolg. Rund 16 Kilo Verlust waren es nach den 12 Wochen. Anfängerglück sozusagen. Dabei auf den Geschmack gekommen machte ich weiter. Hauptmittel: Essensreduktion und das was noch gegessen wurde waren dann im Großen und Ganzen beinahe nur noch Gemüse in Form von Bohnen und Eier sowie Möhren zum Knabbern und Äpfel in großen Mengen. Brot, Fleisch, Süßkram wurde zwar auch noch gegessen, allerdings in Maßen und immer seltener.

Nach einem halben Jahr waren es dann fast 30 Kilo und ich wurde immer schmaler, aber auch schwächlicher. So ist das halt. Man nimmt eben nicht nur Fett ab, sondern auch Muskeln. Sport solle ich machen, wurde mir geraten. Also ging ich ins Fitnessstudio. Und ich ging regelmäßig, denn es fing an Spaß zu machen sich auszupowern. Ein halbes Jahr etwa war ich nun dort. Es fing langsam an eintönig zu werden. Immer dieselben Deckenplatten, Spiegelbilder, Staubmilben hinter den immer gleichen Geräten. 12x 30Kilo hier, das dreimal , dann 12×70 Kilo dort, auch dreimal, dann 12×40 Kilo an dem Gerät. Auch hier: dreimal…. Bei der Beinpresse war ich bereits am Ende. Gerade das Gerät, was mir am meisten Spaß machte, war also schon am Ende. 12 Wiederholungen in 3 Sätzen waren da mittlerweile auch mit 213 Kilo kein Problem mehr. Ich könnte nur noch die Position von Körper, Füßen, Neigungswinkeln variieren, aber es wäre keine Herausforderung mehr. Langweilig sozusagen. Immerhin waren so aber mittlerweile rund 40Kilo runter.

wichtigste Ausrüstung: Schuhe und GPSr

Einen Tag vor Ostern ging dann eine Rundmail in unserer Firma rum. Es wurden sportliche Mitarbeiter gesucht um beim Nachtlauf in 2 Wochen am Firmenbiathlon teilzunehmen, den die Firma dort sponsert. Kurzentschlossen sagte ich also zu. 200m laufen (später sollte sich herausstellen, dass wir die auch wieder zurück müssten), ein bisschen mit Lasergewehren um uns ballern, ich stellte mir schon schwere Karbon- und Keramik-Rüstungen sowie mächtige, futuristische Kanonen vor, sollten doch kein Problem sein.

Am Abend schaute ich mir dann die Veranstaltungsseite einmal in Ruhe an und stellte fest, dass ist schon so spät, dass die Kinder eh bei Oma und Opa übernachten werden müssen. Und nur für die 200m durch die Gegend sprinten extra die 20km Anfahrt? Lohnt ja gar nicht. Also fix noch eine Mail an die firmeninterne Organisationsleiterin geschrieben, dass ich, nur damit sich das lohnt, doch einfach mal die 5km Strecke mitlaufen wollen würde und ob da noch was möglich wäre. Und es war, denn eine Kollegin musste absagen und ich bekam ihren Startplatz, T-Shirt, Altersklasse etc. Projekt 5.2 war geboren.

Im Vorfeld dachte ich noch: „hey, läufst halt ein bisschen, den Rest gehst du einfach“ und machte dann ein paar „Trainingsläufe“ im heimischen Wald. Erstaunlicherweise waren die 5km durchlaufen gar kein Problem. Wow! Kam ich doch vor einem Jahr mal grad noch ein paar Treppen hoch und konnte mich, oben angekommen, mit Müh und Not bei Bewusstsein halten. Doch was ist, wenn die Schienbeinschmerzen vom letzten Jahr wiederkommen? Also vorsichtig laufen und etwas schonen. Der Wettkampf lief dann so gut (wow, ich lauf 5 Kilometer in solche einem Tempo durch! Wow! Und dann die Leute! Wow!), dass ich mich gleich eine Woche später mehrere hundert Kilometer entfernt beim nächsten Wettkampf anmeldete. Das machte richtig Spaß und die erreichten Zeiten sind zumindest so gut, dass ich nicht letzter wurde. Die Entfernungen wurden langsam aber sicher größer. Schmerzen? Nix. Nada. Njente. Nur hier ein bisschen drücken, da ein wenig scheuern (vor allem im Brustbereich scheuern die Shirts recht unangenehm, wenn es eine längere Strecke wird). Aber nichts Ernsthaftes.

Letzten Sonntag dann der erste offizielle 10km-Lauf. Zielzeit von unter einer Stunde um knapp 2 Minuten verfehlt. Ich könnte das jetzt auf die 28° im Schatten schieben, aber eigentlich hätte ich nur schneller laufen müssen (was ich auch gekonnt hätte, da war noch etwas Luft am Ende über). Aber das Glücksgefühl im Ziel ist einfach unglaublich. Geschafft!

Nach 30 Jahren Sportvermeidung und 25 Jahren Adipositaskariere kann ich endlich laufen. Also nicht nur ein kurzer Sprint mit anschließender Suche nach einem Sauerstoffzelt, sondern richtiges Laufen. Lang und Weit. Und das ist so toll, dass glaubt keiner, der das, oder ähnliches, nicht schon einmal selbst erlebt hat. Außerdem wurde bei meiner „großen“ Tochter, neben den bereits bekannten Allergien, gerade Asthma diagnostiziert und ich möchte ihr diese Moppelkarriere ersparen. Hierfür gilt es Vorbild zu sein und, anders als meine Eltern damals, sie aktiv zu Sport zu animieren. Das geht von der Couch ganz schlecht.

Und darum werden hier in Zukunft auch noch mehr Laufberichte erscheinen. Natürlich neben den anderen, nicht statt dessen.

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28. Schloßgartenlauf Ludwigslust

Gestern waren wir beim 28. Ludwigsluster Schloßgartenlauf. Und mit „wir“ meinte ich die ganze Familie sowie zwei Kollegen. Die eine Hälfte der Familie ist gelaufen, die andere Hälfte feuerte an. So ist die 1,06m große Emma als erste vor allen wieder im Ziel gewesen. Sie es in ihrem allerersten öffentlichen Lauf geschafft sich den 1. Platz ihrer Altersgruppe beim 2km Kinderlauf zu erlaufen 🙂 (ich schaffte es mal grad auf Platz 7 von 8 😐 ).

Augenscheinlich nicht die Größte innerhalb der Konkurenz

Augenscheinlich nicht die Größte innerhalb der Konkurenz

Der Start war zünftig mittels Pistole (Knall, Peng) und so ging es nur 3 Minuten nach den Zwergen auch schon für die „Großen“ los (die Walker wurden bereits vorher in entgegengesetzter Richtung auf den Kurs geschickt). Die breite Allee in Richtung Schloß war ideal um sich erst einmal ein wenig zu orientieren und sich ein Plätzchen in der Gruppe zu suchen, denn es ging  kurz darauf direkt über schmale Wanderwege quer durch den Park.

Alles wartet auf den Startschuß

Jetzt gehts looos!

Da ziehen wir von Dannen

Immer mal wieder geht es über kleine Zierkanäle. Die Brücken dürften die höchsten Erhebungen gewesen sein, die sich uns auf diesem Kurs vor die Füße geworfen haben. Die Strecke ist sehr gut ausgeschildert. Verlaufen quasi unmöglich. Gott sei Dank, denn auf der zweiten Runde dieses 5km-Rundkurses hatte ich zeitweilig niemanden mehr vor mir, was mir dann doch etwas Angst machte. Vor allem war auch spätestens in der zweite Umrundung kaum noch Zuschauer an der Strecke, da der Großteil die 5km gelaufen ist und man dann natürlich den eigenen Läufern zur Zielgeraden gefolgt ist. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich ja mal nach der ein oder anderen Abkürzung umschauen können… 🙂

Nordic Walküren

Was aber gelegentlich störte waren die Walker, welche auf entgegengesetztem Kurs auf die Strecke geschickt wurden. Darunter auch die inzwischen obligatorischen Nordic Walker. Leider konnten einige (zum Glück nur wenige) von ihnen die gewohnte Art, mindestens im Duett aufzutreten und schnatternd und wild mit den Aluminiumrohren rudernd ihre komplette Umwelt auszublenden, nicht ablegen. Der Weg war zeitweilig etwas schmal, so dass sich zwei entgegenkommende gerade so passieren konnten. Nicht aber besagte Nordic Walküren. Da musste man als Läufer schon mal auf der Außenseite eines Bäumchens um die kleine Gruppe schnatternder Vierfüßer herum jonglieren. Zum Glück waren die Walker aber auf Kollisionskurs, so dass sich die Begegnungen recht kurz hielten und man sich meist dann doch mit einem grimmigen Blick noch freie Bahn verschaffen konnte. Bei gleicher Laufrichtung hätte es wohl mehr „Verluste“ in Folge langer Überholvorgänge gegeben.

Auf den letzten Metern noch einen einen ordentlichen Endspurt...

Der Papa kommt "etwas" später ins Ziel

Während ich also so meine Runden drehte und der lieben Kollegin hinterhergucken durfte wie sie Meter um Meter weiter vor mir her läuft (ok, sie musste auch 5km mehr laufen und wollte wohl zeitig zum Mittag wieder da sein 🙂 ), stieg die Temperatur ins Unermessliche. Später, am Ziel, sollte ich erfahren, dass das Thermometer mittlerweile auf 28° gestiegen ist. Bei so hohen Temperaturen bin ich bisher noch nie gelaufen. Aber es lief gut, denn zumindest meine Sonnenbrille, welche ich vergaß vor dem Start abzulegen, gaukelte mir angenehme Verhältnisse vor. Aber nicht nur ich lief, sondern auch der Schweiß. Auf der Hälfte ignorierte ich dann den Verpflegungsstand mit seinem reichhaltigem Getränkeangebot da es mir einigermaßen gut ging. Immerhin die Hälfte geschafft. Ab jetzt heißt es Kilometer rückwärts zählen. Dabei war der Forerunner aber keine dolle Hilfe, da er immer ein paar Meter verschluckte und so stehts zu spät tirilierte und am Ende locker mal eben mehr als 300m zu wenig aufgezeichnet hat. Auf den letzten zwei Kilometern wollte ich dann noch etwas Gas geben, was auch zum Teil funktionierte, so dass ich auch noch den ein oder anderen Läufer wieder einsammeln konnte. Mein Tagesziel von einer Zeit unter einer Stunde habe ich allerdings nicht ganz erreicht, dafür war es dann wohl doch etwas zu heiß (oder ich einfach zu langsam). Zumindest war es ein guter Testlauf für den Fünf-Seen-Lauf in 4 Wochen.

 

 

Am Ziel angekommen, wo im übrigen noch mit klassischer Stoppuhr die Zeit genommen wurde (laut meiner eigenen Messung allerdings sehr exakt), erwartete den erfolgreichen Finisher noch ein obligatorisches Shirt was auch die erfolgreichen Kleinen bekamen und Emma ist wahnsinnig stolz drauf, auch wenn es noch zig Nummern zu groß ist. Das ich die Verpflegungsstation ausließ und auch im Anschluss nur wenig trank, rächte sich übrigens noch mit extrem starken Kopfschmerzen und totaler Niedergeschlagenheit am Nachmittag, was sich aber bis zum Abend wieder einpendelte. Vielleicht hätten wir aber auch nicht noch nach dem Lauf in der prallen Sonne über das Lindenfest gehen und uns dort mit Eis vollstopfen sollen.

Der Lauf war sehr schön und gut organisiert, auch wenn, oder vielleicht auch gerade weil, alles den Eindruck einer reinen Amateur-Veranstaltung von und für gleichgesinnte Lauf-Verrückte machte. Wenn alles klappt, sind wir im nächsten Jahr auch wieder mit dabei. Vielleicht läuft dann sogar die ganze Familie…

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ich bin doch noch Anfänger!

Ich laufe nun seit ganzen 4 1/2 Wochen und bin gestern zum wiederholten Male die 12km gelaufen (naja gestern zumindest fast beinahe 12, dafür sogar mit einem ordentlichen Sprint auf den letzten paar hundert Metern und die Luft war noch lange nicht zu Ende). Die 5km hab ich auf 2 Wettbewerben unter 28 Minuten erlaufen (den ersten nach ganzen 2 Wochen Vorbereitungszeit, den zweiten eine Woche später). Das könnte man ja noch unter „grundsätzliche Fitness“ abhaken. Nur die 12km in ähnlichem Tempo gelaufen wie die 5km-Trainingsläufe irritieren jetzt doch. Das passt irgendwie mit keinem der üblichen Trainingspläne/Anfängertipps zusammen.
Was mach ich falsch? Ich kann das als totaler Lauf-Novize irgendwie nicht wirklich einordnen.


Hilfreiche Tipps bitte in die Kommentare.

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„Georunner“ bei Lost in MV

Für alle sogenannten „Georunner“, also cachende Läufer oder auch laufende Geocacher, noch ein Tipp:

am 6.8. findet in Rostock die Rostocker Marathon-Nacht statt. Die ersten Starts finden um 18:00 Uhr statt. Also eigentlich ideal um das Wochenende nach Pütnitz aufzubrechen und dort zu campen. Samstag am späten Nachmittag dann kurz nach Rostock rüber düsen und nach der Aufstellung des neuen Weltrekordes einfach wieder nach Pütnitz zurück um am Lagerfeuer die dollsten Geschichten zu erzählen.

Nur mal so als Tipp am Rande…

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(Gr)Übel, (Gr)Übel

Es folgt: persönliches Psychogeschwafel. Bitte weitergehen! Es gibt hier nix zu sehen!…

Heute mal was phil filo vilo, was zum nachdenken (vielleicht hat ja der ein oder andere schon mal Erfahrung damit gemacht).

Da läuft einem eine vermutlich tolle Gelegenheit über den Weg mal etwas vollkommen verrücktes zu machen, mal was anderes als der übliche Einheitsbrei. Die Gedanken und Ideen sprudeln nur so vor sich hin, dass man schon bald gar nicht mehr weiß was man zuerst machen soll und am Ende nicht mehr weiß worum es eigentlich geht. Also sagt man großspurig zu/nimmt das Angebot an und freut sich diebisch auf die Gelegenheit. Dann kommt der große Tag. Man hat schon gar nicht mehr richtig auf dem Zettel, das da mal was war oder malt sich noch aus, das das ja sicher nicht so schwer werden wird. Doch dann kommt die böse Keule. Irgendwas geht schief, die Voraussetzung ist plötzlich eine leicht (oder auch total) verschobene und man hat plötzlich ein Problem: „wie komm ich da möglichst wieder raus?“ Natürlich möglichst ohne all zu großen Gesichtsverlust. Aber einfach die ursprüngliche Zusage zurückziehen und sich damit eine Blöße geben, mag man auch nicht oder es ist, vom doch recht übertriebenen, aber sozialverträglichen Frühableben einmal abgesehen, auch gar nicht mehr ohne weiteres möglich. Also heißt es Zähne zusammen beißen, die Laufschuhe fester schüren, den Gürtel enger schnallen, in die Hände spucken, … und durch da. Mach einfach das Beste draus. Alles andere würde es nur schlimmer machen. Vor allem das Ego würde drunter leiden eine einmal gegebene Zusage nicht einzuhalten.

Aber das wird eh leiden, denn dann kommen die Nörgler von weit her angelatscht nur um solche Sätze von sich zu geben wie: „öhm, was soll denn das jetze?“, „Was ist denn das fürn Müll!?“, „Mach das mal so und so!“. Manchmal wäre es halt einfach besser gewesen die Fresse zu halten und sich gar nicht selbst in so eine Situation reinzureiten. Aber auf der anderen Seite: „No Risk, No Fun!“ An all die Nörgler und Berufspessimisten: „Geh doch einfach weiter, wenns dir nicht passt. Für dich gibts hier nix zu sehen. Vielleicht klappt es ja beim nächsten mal besser, aber dann bist du wieder still, weil es ja nüscht zu meckern gibt. Gell?“ Vor allem in der virtuellen Welt scheint dies in letzter Zeit erheblich um sich zu greifen. Früher waren solche „Trolle“ in Foren eingesperrt oder ließen sich in den Kommentarspalten von Zeitungen und Fachmagazinen häuslich nieder, doch langsam aber sicher verbreiten sie sich immer mehr und gehen einem an jeder Ecke auf den Senkel.

Dieser Text bezieht sich auf alles, ist eher allgemeiner Natur und bezieht sich auf keinen konkreten Fall (sondern gleich auf mehrere) und auch nicht nur auf mich (so selbstverliebt bin ich dann doch nicht). Aber das musste ich jetzt einfach mal irgendwo los werden.

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Cachen und Laufen mal kombiniert…

Hannover Messegelände

Ein anstrengendes Wochenende liegt hinter mir. Auf Dienstreise nach Hannover, ergab sich die Gelegenheit den Samstag Nachmittag mal frei zu nehmen. Um die Zeit sinnvoll zu verbringen und auch meiner neuesten, aktuellen Interessenlage (die sich recht schnell wieder ändern kann, daher also den Elan möglichst ausnutzen) zu fröhnen, hatte ich mich mal kundig gemacht, was es so für Laufveranstaltungen im Umfeld gibt. Nienburg an der Weser war das nächste als lohnend eingestufte Ziel, denn dort sollte just an diesem Samstag der jährliche Spargellauf stattfinden. Also ging es am Samstag Mittag in Hannover in die Bahn, welche mich nach Nienburg an der Weser bringen sollte. Das alleine ist schon ein Abenteuer für jemanden, der seit mehr als 14 Jahren keinen Zug mehr von innen gesehen hat. Ging trotzdem ziemlich gut Das Schwierigste waren nur die seltsamen Fahrscheinautomaten und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Gleis zu stehen (es ist doof, wenn man seine Bahn auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig einfahren sieht und weiß, dass dieser nur knapp 1 Minute hält).

So tingelte ich also mit der Stadtbahn durch Hannover und der Regionalbahn nach Nienburg, wo mich der morbide Charme eines Kleinstadtbahnhofes mit einer gefühlt hunderte Meter langen, engen Unterführung in Empfang nahm. Bis zum Start des heutigen Laufes war es noch ein wenig Zeit und der langsam vor Aufregung und Nervosität steigende Blutdruck wollte wieder beruhigt werden. Das Etrex deute gleich in direkter Nachbarschaft den ersten Cache an. Also hin da. Ein einfacher Filmdosen-Tradi auf einem Parkhaus. Naja, Punkt ist Punkt und ich musste als Fußgänger auf dem leeren Oberdeck zumindest nicht fürchten doof angeschaut zu werden. Schnell weiter zum nächsten Punkt auf der digitalen Landkarte. Dieser stellte sich als kleine Lost-Place-Cache heraus und war schon eher mein Geschmack. Sehr schönes Versteck, einfach zu finden, aber ohne diese Dose wüsste ich bis heute nicht, wie solche Anlagen funktionieren. Die nächste Dose ließ ich dann da wo sie war, gut sichtbar für jedermann, was auch für den bergenden Cacher gelten dürfte der sicherlich einen seltsamen Anblick für die Vorbeifahrenden abgeben würde. Ich muss ja nicht jeden Punkt mitnehmen.

Kleiner, aber feiner Lost-Place

Doch jetzt erst einmal zum Rathaus meine Startunterlagen abholen. Der erste Lauf der Kinder über 1000m startet auch bald, also wartete ich erst mal ab um mir das Ganze in Ruhe anzuschauen bevor ich vielleicht weiter cache. Alles wartete also gespannt auf das Startsignal. Ständig musste die Kinder wieder hinter die Startlinie geschoben werden. Dann ertönte der Startschuss (noch mit echter Starterpistole) und die Kleinen wetzten los wie von der Hummel gebissen. Nach wenigen Minuten waren die ersten auch wieder im Ziel angelangt, wenn auch in deutlich erschöpfterem Zustand als noch gerade eben. Aber warum sollte es den Kleinen auch besser gehen als mir 🙂 . Aber ich wollte ja noch ein paar Dosen sammeln und umziehen muss ich mich auch noch. Also zog ich weiter, um dann wiederholt vor der langsam aber sicher immer weiter wachsenden Muggelschar zu kapitulieren. Es war einfach zu viel los in dieser kleinen Stadt. Nach weiteren 2 (aus 8 ) Funden bin ich mich also erst einmal umziehen gegangen. Hierfür wurde extra die Umkleideräume der Schwimmhalle zur Verfügung gestellt, wo ich auch Überraschenderweise den Spind zur Hinterlegung meines gesamten Grödels nutzen konnte. Ich hatte schon Angst meine Sachen irgendwo unbeaufsichtigt liegen lassen zu müssen, denn ich war ohne Begleitung angereist, welche darauf aufpassen könnte. Umgezogen und zum Loslaufen bereit fand ich mich also wieder in der Innenstadt beim Start ein um festzustellen, dass es noch 45 Minuten bis dahin dauern wird. Das hat man nun von seiner Ungeduld. In der Zwischenzeit konnte ich so aber noch den letzten Läufen der Kinder und Jugend-Gruppen über 1000m zuschauen.

Ruhe vor dem Sturm

Der Start nahte aber dann doch schneller als gedacht und im allgemeinen Gewusel sowohl mir selbst, als auch dem direktem Umfeld beinahe der Startschuss entgangen. Es ging also los. Leicht in den Trapp verfallen um sofort wieder stehenzubleiben, weil die Läufer vor einem nicht vom Fleck kommen. Dann wieder ein paar Schritte Trapp, Stopp, gehen, Stopp… Dann endlich die eigentliche Startlinie. Jetzt geht es wirklich langsam im Trapp weiter. Aber nur langsam, denn die Startergasse ist schmal und damit Ausweichfläche knapp. Leider sollte sich das auch auf dem ersten Kilometer nicht wesentlich bessern. Die Gassen sind schmal und der Wanderweg danach wird von einer Steilen Böschung auf der einen und Jägerzaunensembles auf der anderen Seite in seiner Ausdehnung beschränkt. Regelmäßig eingestreute Fahrräder und Bollerwage am Wegesrand erhöhen den Wohlfühlfaktor nicht wirklich. Die scheinen hier alle recht langsam zu sein. Also sprinte ich in jede sich mir eröffnende Gelegenheit und überhole gefühlt das halbe Feld. Volle Power sprinte ich mich frei. Später wird sich herausstellen, dass dies ein Fehler ist. Die Luft wird mir am Ende fehlen. Langsam komme ich in meinen Rhythmus. Der ist vor allem dafür wichtig meine Atemfrequenz zu finden (2 Schritte ein, 2 wieder aus). Aber es läuft. Ich überhole immer noch ständig andere Läufer. Seltsam.

Kleine Kampfpakete

Die erste Runde nähert sich dem Ende, es geht wieder durch die Einkaufspassage über die Start-/Zielgerade. Und es ist laut. Der Podrunner-Mix, den ich mir auf meine Kopfhörer geschaltet habe, sind nicht mehr zu hören. Die Trommeln, Rasseln und Rufe übertönen alles. Schnell weg hier. 2 Ecken weiter, Kilometer 4 naht, fängt mir allerdings langsam die Puste auszugehen. Der Puls: stabil. Beine: kein Problem, schmerzfrei. Geschwindigkeit: passt, werd nicht nennenswert langsamer. Doch die Atmung fängt an wesentlich schwerer zu fallen. Ich schnaufe schon wie ein Dampfross, bleibe allerdings (fast) in dem Tempo wie bisher. Es geht also auf den letzten Kilometer. Ab und an sprintet jemand an mir vorbei, als ob die Hunde hinter ihm her wären, doch im Großen und Ganzen hat sich das Feld jetzt aufgeteilt. Die letzten 200m. Ich versuche das Tempo zu erhöhen. Klappt nicht. Also gleichmäßig weiter. Zumindest denke ich dieses mal daran auf der Ziellinie die Uhr zu stoppen. Angekommen. Ziemlich fertig. Aber mit einer 27 auf der Uhr an der Linie. Hätte ich nicht erwartet, da ich die ganze Zeit kein wirkliches Gefühl für mein reales Tempo hatte.

Start der Hauptläufe

Ich rechne mir gute Chancen auf einen Platz in der Mitte der Ergebnisliste aus. Jetzt erst mal nen Becher Wasser und eine Banane. Das tut gut. Der Puls geht wieder auf Normalniveau zurück. Mir wird langsam kalt. Ich hole also meine Jacke, die ich im Orgabüro deponiert habe und warte noch den Start der 10km-Läufer ab bevor ich zurück zur Schwimmhalle duschen gehe. Es ist ein kleines Feld welches da an den Start geht. Knapp 150 Läufer nur, diese sind dafür um so ambitionierter am Werke (90% sollen später unterhalb einer Stunde wieder im Ziel gewesen sein). Ich mache noch 2, 3 Fotos und gehe endlich duschen.

Siegerehrung, selbstverständlich mit Spargel als Preis

So eine heiße Dusche tut gut. Ich bin zwar etwas erschöpft, aber wieder fit. Jetzt noch schnell zum Orgabüro schauen ob die Ergebnislisten schon aushängen. Platz 330 stehe ich (mit Korrekturen etc mittlerweile auf 333). Komisch. So viele wie ich überholt habe, müsste ich ja am letzten Ende des Startfeldes gestanden haben 🙂 . Die Zeit ist mit offiziell 27:57,5 ganz ok. Hätte mir mehr erwünscht, bin jedoch zufrieden.

Ergebnisliste am Aushang

Die Uhr zeigt an, dass es langsam Zeit wird zum Bahnhof aufzubrechen, damit ich noch den Zug erwische. Das klappt auch gerade so, weil der Zug wie üblich 4 Minuten Verspätung hat. In Hannover werde ich am Hauptbahnhof noch kurz einen Cache heben gehen und dann geht es zum Messegelände zurück um mich am dortigen Buffet der heutigen Veranstaltung dort zu laben. Die Auswahl ist nicht mehr besonders groß, das Essen hat die Qualität einer Dosensuppe, aber der zwischenzeitlich stark gewachsene Hunger treibt es rein. So satt und zufrieden nehme ich mir zum Ausklang des Abends noch vor: morgen vor dem Frühstück läufst du noch eine kleine Runde.

Es ist früh und noch dunkel. Die müden Knochen werden langsam munter. Das mit dem Dunkel erledigt sich schlagartig, als die Vorhänge im Hotelzimmer beiseite gezogen werden. Verdammt, doch schon so spät. Also fällt der Lauf wohl aus sonst wird das nix mehr mit dem Frühstück. Nach dem Frühstück ist auch keine Zeit, da habe ich mir schon eine kleine Wanderung um das Messegelände vorgenommen. Die letzte derartige Tour auf der Westseite des Messegeländes liegt nun schon 2 Jahre zurück und es sind ein paar Caches nachgewachsen, die heute eingesammelt werden wollen. Um 11 soll ich mich wieder vor Halle 9 einfinden. Dann gilt es wieder geschäftlich aktiv zu werden. Bis dahin habe ich also 2 Stunden um am Ende 12km und 7 Caches auf der Uhr zu haben. Ausgerechnet den Cache direkt vor der Halle 9 habe ich aber nicht finden können. Das GPS zeigte mir ständig was anderes an und auch der Hint konnte mir nicht weiterhelfen. Was solls, ich bin noch öfters hier.

So ruhig und verlassen direkt am Messeglände hat man es selten

Fazit des Ausfluges: es gibt auch andere schöne Gegenden in denen man gut cachen kann. Trotzdem werde ich auch in Zukunft nicht zum cachen weite Strecken fahren. Anders herum wird da aber eher ein Schuh draus. Ich werde wohl in Zukunft wieder versuchen mir mehr Zeit freizuschaufeln, wenn es weiter weg geht um dann dort in Ruhe zu cachen. Vorangiges Ziel: einfache Tradis die nicht unbedingt in die Schmuddelecken der Städte führen.

Nachtrag:

Die Macher des Laufes haben mir ein Bild aus ihrem Bestand zur Verfügung gestellt.
Eigentlich sagt das Bild schon alles 🙂

gequälte Seele (das Elend in Schwarz, nicht das fitte Springinsfeld in Blau)

gequälte Seele (das Elend in Schwarz, nicht das fitte Springinsfeld in Blau)

Noch mehr habe ich noch bei Facebook gefunden.

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Projekt 5.2 – Zieleinlauf

Geschafft! Also, ich jetzt. Naja, und der Lauf auch. In Bestzeit bin ich, trotz ungewohntem Untergrund (Beton- und Kopfsteinpflaster) auf einigen längeren Abschnitten, recht gut durchgekommen. Was störte waren die rund 1000 anderen Läufer 🙂 . Naja eigentlich nur die paar die immer promt vor meinen Füßen rumspringen mussten. Zumindest beim Start und kurz danach war das extrem, aber bei solchen Veranstaltungen wohl normal. Auf der anderen Seite „zogen“ diese Massen auch (der erste Kilometer war auch gleich der schnellste).

sehr lautstark wird hier angefeuert

Rund um den Pfaffenteich ging es da noch recht gut voran, das Feld war dicht beieinander. Dann bog der Pulk in eine Seitenstraße ab und setzte den Weg in Richtung Markt und Rathaus fort. Das das Kopfsteinpflaster dort so buckelig ist, ist mir, auf meinem Thron im vollklimatisierten Wagen sitzend, nie so wirklich aufgefallen. Apropo klimatisiert: mir wurde langsam doch etwas warm, das war ungewohnt, da ich bisher immer erst so kräftig zu schwitzen anfing, wenn ich daheim auf die Couch plumste. Es ist halt doch anders in der Stadt zu laufen, als draußen im wald zwischen Rehen, Wildschweinen und mit der Flinte herum wedelnden Jägern. Hier wedelten nur die Streckenposten mit irgendwelchen Pappstreifen um den Läufer den Weg zu zeigen oder sie anzufeuern. Ich bin mir aber da nicht so sicher, denn so ganz hat sich mir das nicht erschlossen. Zumal es dort meist sowieso nur geradeaus ging. Apropo wedelnde Streckenposten: am Wegesrand fanden sich dann auch wieder ganz viele Zuschauer ein, die die Läufer anfeuerten. Was sich mit der größer werdenden Entfernung zum Stadtkern und dem Start/Zielpunkt dann aber ändern sollte. Schon beim Schloß waren nur noch offizielle Betreuer und Polizei zu sehen. Mitten im Schloßpark war dann der Wendepunkt. Also nicht Leistungstechnisch, sondern von der Streckenführung. Dort mussten alle einen kleinen Haken schlagen und sich um einen Versorgungstisch herumschlängeln. Logisch, dass dort alle etwas langsamer wurden und Erholungssuchende mit großem Durst andere in ihrem Vorwärtsdrang bremsten. Das war aber schnell vergessen und ich kam gut vorwärts. Hier hatte ich ja auch gewohnten Untergrund; Sand.

 

Langsam kamen wir dem Stadtzentrum wieder näher, nur noch schnell an Berta mit ihrem Blumenkörbchen vorbei und die kurze Strecke am Burgsee entlang und wir hatten die Stelle erreicht, an der sich die Runde zu einer 8 verformt. Genau hier kommt uns dann auch schon der Pulk der schnellsten, besten und muskelbepackt trainierten Spitzensportler entgegen, die sich bereits die erste Hälfte ihrer zweiten Runde befinden, während unsereiner noch fast einen Kilometer bis zur Ziellinie hatte. Quer über den Boulevard ging es dann, noch eine letzte Kurve nehmend auf die Zielgerade. Die jubelnde und anfeuernde Menge waren schon ein ziemlicher Ansporn noch einmal Gas zu geben. Das war nur alles andere als leicht, denn der Untergrund aus geschliffenem Naturstein in Kopfsteinpflasteroptik ist alles andere als Ideal. Schnell ist er, aber für mich ist das ein Problem, denn irgendwie hatte ich immer das Gefühl gleich der Länge auf die Schn… („Und die vielen Leute erst!“) Also eierte ich, mich in möglichst aufrechter Position haltend, durchs Ziel. Die Uhr, die beim ersten Durchlauf der Linie noch 30 Sekunden anzeigte (so lange dauerte es, von meiner Startposition bis ich dann endlich auch loslaufen durfte) meinte nun irgendetwas von 29:19 anzeigen zu müssen, als ich zum wiederholten male am heutigen Tage das Tor durchschritt.

Geschafft! Ich habs geschafft! Und nicht ohne etwas Stolz kann ich sagen, dass ein 163. 165. Platz* der Gesamtwertung mir noch nie so viel Glücksgefühl beschert hat wie heute.

Das da, im schwarzen Shirt: das bin ich. Bitte die elegante Haltung beachten...

Erkenntnisse des Tages: es ist wahnsinnig deprimierend wenn bei Kilometer 4 die kleinen Mädchen an dir vorbeirennen, als ob da vorne der Eiswagen klingeln würde. Und ich muss beim nächsten mal (ja, ich bin fest entschlossen, das zu wiederholen) unbedingt daran denken, nicht nur beim Start auf der Startlinie die Stoppuhr zu starten, sondern beim Zieleinlauf auch zu stoppen und nicht erst 30 Sekunden später. Außerdem muss ich meinem Zieleinlauffotografen besser einweisen, damit dieser nicht zu überrascht von meinem Auftauchen ist und mich nur noch von hinten erwischt.

* durch nachträgliche Anpassungen in der Rangfolge aller Teilnehmer „verrutscht“

Update: mittlerweile ist mein Name auch in der offiziellen Ergebnisliste aufgetaucht. Mit Zieleinlauf-Video! 🙂 (durch ein paar Verwirrungen durch Ummeldungen und Namensänderungen zu den Startnummern, hatte ich bis eben noch den Namen und die Altersklasse einer Kollegin dort stehen. Vorteil war, dass ich dadurch den 3. Platz in der Gruppe W40 hatte 😎 )

Vorherige Beiträge zum Projekt 5.2:

Projekt 5.2 – letztes Training
Projekt 5.2 – Fortschritte
Projekt 5.2 – die ersten Trainingseinheiten
Projekt 5.2

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Projekt 5.2 – letztes „Training“

Morgen ist es so weit. Das Projekt wird seinen Abschluss finden. Zur Einstimmung gab es heute morgen noch schnell einen leichten Dauerlauf über die Wettkampfentfernung. Zumindest rede ich mir das ein, denn es war schon anstrengend sich eine Stunde früher als üblich aus dem Bett zu quälen um dann in die Kälte (2,3°! IM Mai!) zu gehen. Und langsamer als am Dienstag früh war ich auch noch.

Der Lauf verlief entspannt und bis auf ein wenig Druck auf der Außenseite des rechten Fußes (der aber nach 2 Kilometern verschwunden war). Ich sollte beim nächsten mal eine Kamera mitnehmen. Herrlich so am frühen Morgen, die Sonne steht noch tief über dem Horizont und schimmert über den See und zwischen den Bäumen durch. Ich frage mich allerdings wie mich so eine Fotosession aus dem Tritt bringen wird. Ich glaub das lass ich besser oder verbinde das mit einer Pause in einem viel längeren Lauf…

Das war natürlich nicht der einzige Lauf die Woche (bei nur 2 Wochen Vorbereitungszeit wäre das auch wirklich ein wenig dünn…). Und so bin ich am Dienstag früh und Mittwoch Abend gelaufen (zusätzlich zu den Krafteinheiten am Montag und Dienstag Abend).




Das Pensum wird ab der nächsten Woche wieder herunter geschraubt. Dann wird es auf längere Distanzen gehen. Vielleicht klappt das ja doch noch irgendwann mit dem Marathon nach dem mich mein Trainer im Studio immer fragt („…oder willst du etwa einen Marathon machen?…“ [sarkastischer Unterton]) 🙂 .

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