42,195km – oder wie ich den Berlin Marathon lief

Vor fast einem Jahr, hatte ich die spontane Idee einfach mal auf „Anmelden“ zu klicken. Nur ein kleiner Klick, jedoch mit großen Folgen. Sollte dieser doch die nächsten 11 Monate bestimmen und die Folgen haben so ziemlich alles vorherige auf den Kopf gestellt. Die Kurzfassung: alles hat geklappt.

Bisher war jeder Wettbewerb mehr oder weniger spontan. Meist wurde nur wenige Wochen bis zu wenigen Tagen vorher die Entscheidung gefällt daran teilzunehmen. Doch dieses mal war alles anders und das musste es auch, denn die Erfahrung hat gezeigt: „bist du nicht ordentlich vorbereitet, hast du keinen konkreten festen Termin aber zu hohe Ziele und achtest vor allem nicht ausreichend auf die Trainingsbedingungen, dann geht es schief“. Damit das dieses Mal nicht wieder so passiert wie im letzten Jahr und ich mich nebenbei noch in Ankündigungen und Versprechungen verheddere, wurde die Frequenz der Wettbewerbe sehr eingeschränkt und auch die „Berichterstattung“ darüber wollte ich nicht an die große Glocke hängen. Ich sah mich damit immer der Gefahr ausgesetzt mich selbst zu sehr zu euphorisieren/ablenken/beeinflussen zu lassen. Der Kopf ist da schon ein merkwürdig Ding.

Wenn ein Lauf nicht in den Trainingsplan passte, fiel er eben weg. Wenn kein Lauf stattfand wo einer sollte, dann wurde eben ein Trainingslauf unter verschärften Bedingungen angegangen. Alles war fokussiert auf diesen einen, den alles entscheidenden Tag.

Debakel

Debakel an einem anderen Tag

Zwischenzeitlich gab es noch einen anderen „Termin“ der das Training in der ersten Jahreshälfte maßgeblich bestimmte. Aber hier wurde das Ziel eben nicht ausreichend berücksichtigt und das Ganze endete folgerichtig im Debakel (hat was mit meinen nicht vorhandenen Schwimmkünsten zu tun). Hierzu möchte ich aber dann in einem anderen Beitrag noch eingehen, wie ich auch die in der Zwischenzeit aufgelaufenen Wettbewerbe noch kommentieren möchte.

Nun aber zum Tag 0. Dem 40. BMW Berlin Marathon:

der Reichstag

der Reichstag

Durch die nachträglich geänderten Regularien der Startnummernausgabe  ließ sich eine Anreise am Vortag nicht verhindern. So war die Ausgabe nur noch persönlich mit Lichtbildausweis durch den registrierten Startnummerninhaber möglich. Wahrscheinlich wurde in den Jahren davor einfach zu viel Schindluder mit weitergegebenen und verkauften Nummern getrieben.

Zentralflughafen

Zentralflughafen

So hatten wir aber die Gelegenheit uns noch ein wenig auf der Vitalmesse umzuschauen, was dann aber in einer kleinen Panikattacke meinerseits endete. Denn ich hatte irgendwann das Gefühl, den gerade erhaltenen Zeitmesschip verloren zu haben. So irrten wir also die Wege zurück, die wir meinten gerade gegangen zu sein, um den Chip zu suchen. Während sich mein Puls immer weiter erhöhte und ich, kurz vorm Herzkasper, dann doch endlich, nach dem ich schon zum dritten Mal alle meine Taschen ausgeleert hatte, den Chip in meiner Gesäßtasche entdeckte.

warten, warten, warten, ...

warten, warten, warten, …

Nassgeschwitzt und völlig fertig sind wir dann noch ein wenig umhergeirrt und haben uns durch die vielen Verkaufsstände gekämpft die sich über 2 1/2 Hallen verteilten. Alles in allem gab es da aber nicht so viel Besonderes. Einzig ein paar Herstellerstände erlaubten es auch mal in einer etwas größeren Produktvielfalt der neuesten Devotionalien herumzuwühlen und auch das ein oder andere Teil an- oder auszuprobieren.

beeindruckende Ausmaße dieses Bauwerk

beeindruckende Ausmaße dieses Bauwerk

Vor den Hallen, quasi auf dem Vorfeld, waren dann reihenweise Freßbuden und Kinderbespaßung aufgebaut. Auch der Hauptsponsor, BMW, hat hier fleißig um Neukunden gebuhlt und seine Fahrzeuge angepriesen. Das man von und zur Startnummernausgabe durch alle Hallen und auch über das Vorfeld muss ist sicherlich bestimmt nur reiner Zufall. Nach dem wir uns durch alle Stände und die Besuchermassen hin und auch wieder zurück geschlängelt hatten, sind wir dann auch schon ins Hotel zum Einchecken.

Berliner Fernsehturm

Da es noch nicht so spät war, sind wir noch das kleine Stück vom Hotel in Richtung Start/Ziel gegangen um uns die Lokalität schon einmal anzuschauen und uns noch den Minimarathon und die Skater anzuschauen. Den Start haben wir zwar verpasst, aber die Spitzengruppe konnten wir dann am Kanzleramt vorbeiflitzen sehen. Sah zumindest nach reichlich Spaß aus.

Zieleinlauf kurz vor dem Brandenburger Tor

Zieleinlauf kurz vor dem Brandenburger Tor

Wir schlenderten dann immer an den Absperrgittern entlang in Richtung Brandenburger Tor, wo man ja auch einen direkten Blick in die Zielgasse werfen können sollte.

Skaterpulk

Beeindruckend viele Skater auf einmal.

Hier waren wir dann zur rechten Zeit um die Skater beim Zieleinlauf beobachten zu können. Zu Beginn kleinere Gruppen, immer streng in einer Windschatten spendenden Formation, später dann immer mehr in immer größeren und chaotischeren Anordnungen sausten sie vorbei. Irgendwann siegte dann der Hunger und die Müdigkeit, so dass wir uns dann schon recht früh auf den Weg ins Hotel und dann auch gleich ins Bett machten. Schließlich könnte der nächste Tag etwas anstrengend werden.

Die Masse pilgert zum Eventgelände

die Masse pilgert zum Eventgelände

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit viel Marmeladenbrötchen, Ei und Wurst, hieß es noch schnell Sachen zusammenpacken, auschecken und dann ab in Richtung Start. Da wir auf dem Weg vom Hotel den Hauptbahnhof passierten, reihten wir uns dort schon in die, eindeutig als Läufer zu identifizierenden, Massen ein und strömten erst ein mal bis vor das Bundeskanzleramt.

Bundeskanzleramt

Bundeskanzleramt

Hier war dann erst einmal sammeln und fertigmachen angesagt. Ich hatte mich dafür entschieden meine Sachen nicht im offiziellen Aufbewahrungszelt abzugeben. Das dies nicht 100% optimal war, sollte sich dann erst später, nach dem Lauf herausstellen. Bis dahin war es aber noch lange hin und gegen die Morgenkälte sollte erst einmal die dünne Lage Folie helfen, die ich mir am Tag zuvor auf der Messe gesichert hatte. Das dies nicht unbedingt nötig war, sah ich dann auf dem Veranstaltungsgelände. Dort wurden dann die gelben Tüten des anderen Hauptsponsors ausgegeben.

Ab hier nur noch mit Bändchen und Nummer

Ab hier nur noch mit Bändchen und Nummer

Im „inneren Bezirk“ war dann ein einziges Gewimmel von Läufern. Im Zentrum ein riesiger Platz voller Menschen. Drumherum die Buden für die KLeiderbeutel und auch schon andeutungen wo später dann die Verpflegung zu finden sein wird. Kurz nach Sieben war es auch noch verdammt kalt. Leider stand die Sonne noch tief und die wenigen sonnigen Plätze waren heiß umkämpft. Wie die Motten ums Licht, schwirrten die Läufer um die wenigen erhellten Stellen auf dem Rasen, um den einen oder anderen Sonnenstrahl abzufangen.

zentraler Platz

zentraler Platz

Menschen über Menschen

Menschen über Menschen

Da es hier recht voll war, verzog ich mich schon bald in Richtung Startblock. Hier war es noch schön ruhig und vor allem leer. Doch das änderte sich ziemlich bald.

die Zielgasse am Morgen

die Zielgasse am Morgen

Der Startblock H war, für mich als Marathonnovize, der zugewiesene. Ganz hinten konnte man nur knapp erahnen wo die Startlinie ist. Und hätte ich gewusst wie lange es noch dauert, bis ich diese überschreiten darf, hätte ich mir, wie so viele andere, doch noch etwas wärmeres zum überziehen mitgebracht.

alle noch eingeschweißt, damit sie frisch bleiben

alle noch eingeschweißt, damit sie frisch bleiben

Eine knappe halbe Stunde dauerte es bis zum ersten von vier Startschüssen. Zuerst starteten die Rollies. Sie bekamen einen Vorsprung, da sie wahrscheinlich die schnellsten auf der Strecke waren. Ich bewundere diese Leistung ungemein. Später sollte ich noch an einem einsam bei km 37 kämpfenden Rolli vorbeilaufen.

Rollies mit Vollgas unterwegs

Rollies mit Vollgas unterwegs

Als Läufer hieß es aber noch ein bisschen ausharren und warten. Gut, die Elite, also die ersten drei Startblöcke, musste damit nicht so lange warten und durfte schon nach kurzer Zeit ebenfalls  loslaufen. Sei es ihnen gegönnt.

der neue zukünftige Weltmeister und Gefolge

der neue zukünftige Weltmeister und Gefolge

In den hinteren Reihen durften wir also noch ein Weilchen auf und ab springen und versuchen uns warm zu halten. Also hieß es recken und strecken, auf der Stelle tänzeln, wild im Kreis tippeln,…

Noch ganz frisch und unverbraucht

Noch ganz frisch und unverbraucht

Oder man nutzte die Zeit, um sich noch mal zu erleichtern. Bei vielen war dies wohl ein echtes Problem, denn die eigentlich zahlreichen Dixis die auf beiden Seiten neben der Strecke standen waren durchgehend belegt. In den Park zurückziehen ging auch nicht, da dieser durch einen hohen Bauzaun abgeriegelt war. Und je näher der eigene Start rückte, desto blanker lagen wohl die Nerven, so dass irgendwann sowohl Männlein, als auch Weiblein in ihrer Panik blank zogen und so gut es eben ging den kümmerlichen Rest der Hecke als Deckung nutzten der durch den Zaun ragte.

Klamotten, Flaschen, Folien...

Klamotten, Flaschen, Folien und da hinten der Zaun…

Irgendwann, die Topläufer waren wohl schon fast rum, ging es auch für uns los. Nach links und rechts flogen Tüten, Pullover und Jacken und alles geriet in helle Aufregung. Ein Gefühl wie im Bienenstock.

schon fast am Start

schon fast am Start

Um 9:18 Uhr, also nur ganz kurz nach dem offiziellen Startschuss um 8:45Uhr hatte ich es dann endlich über die Startlinie geschafft. Es konnte also losgehen mit der kleinen Sightseeingtour durch Berlin.

Die Siegessäule

Die Siegessäule

Es gab viel zu sehen von Berlin, auch wenn die richtig großen Sehenswürdigkeiten eher nicht ins Blickfeld geraten wollten (von der Siegessäule und dem Brandenburger Tor mal abgesehen). Dafür war ich zumindest einfach zu konzentriert, oder, je nach Blickwinkel, auch verkrampft.

noch ein Tor (keine Ahnung welches)

noch ein Tor (keine Ahnung welches)

Auf jeden Fall lief es sich gut an. Zum Start gab es noch größere Lücken, die dann vom Veranstalter mit „wir schließen jetzt die Zeitnahme“ versucht wurden zu schließen. Gott sei dank, hab ich das nur hinter mir gehört, wäre ja ein Ding, der ganze Stress und dann nicht rechtzeitig über die Startlinie…

frisch gestartet und vollkommen unverbraucht

frisch gestartet und vollkommen unverbraucht

Die Lücken füllten sich dann allerdings recht rasch, da ich von Anfang an nur am Überholen war. Und je weiter ich kam, desto enger wurde das Feld. Schon nach 2 bis 3 Kilometern war es kaum noch möglich konsequent mein Tempo zu laufen, da ständig irgendwem ausgewichen werden musste. Außerdem waren die ersten Kilometer mit Trinkflaschen übersät, die anderen Läufern aus dem Gürtel gesprungen waren. Man musste echt aufpassen sich nicht noch den Knöchel zu verstauchen, weil man über eine dieser Buddeln gestolpert war.

Läufer über Läufer

Läufer über Läufer

Das beeindruckendste und imposanteste Schauspiel waren die langen Geraden. Wenn man zwei Kilometer weit geradeaus gucken konnte und bis zum Horizont nur eine lange Kette voller Läufer zu sehen war. Nur noch Kopf an Kopf waren wahrnehmbar. Dieser Anblick bleibt den Spitzenläufern leider verwehrt.

noch frisch und alles läuft Prima

noch frisch und alles läuft Prima

Nach dem Start und einem kurzen Hallo bei Kilometer 7 am Kanzleramt, wartete meine Herzallerliebste dann bei Kilometer 21. Dies war bisher meist das Ende aller Wettkämpfe und ich üblicherweise am Ende meiner Kräfte. Heute jedoch bin ich noch frisch und überhaupt nicht K.O. und so reicht es auch noch für ein freundliches Lächeln in die Kamera.

Läufer so weit das Auge reicht

Läufer so weit das Auge reicht

Was aber nicht abnehmen will, ist der Strom an Läufern. Nach wie vor ein überholen und überholt werden jenseits allem was ich bisher so erlebt habe. Bis etwa Kilometer 15 dauerte die Phase, die ich normalerweise als „sich Freilaufen“ bezeichne und nach der man dann einigermaßen in Ruhe sein eigenes Tempo laufen kann ohne ständig jemandem in die Hacken zu treten.

jetzt kann es ja eigentlich nicht mehr weit sein...

jetzt kann es ja eigentlich nicht mehr weit sein…

Ich genoss einen herrlichen Lauf, bei immer besser werdendem Wetter und lief entspannt vor mich hin. Bei Kilomter 27 und ein paar zertrümmerte war dann eine Gel-Versorgungsstation aufgebaut, die die Läufer mit dem leckersten aus der chemischen Nahrungsergänzungsindustrie versorgte. Ich griff mir dort dann einen der leckeren Gel-Riegel, welcher sich dann als Apfelgeschmack herausstellte. Diesen zuttzelte ich etwa zur Hälfte leer, dann war mir schlecht und kein Getränkestand in Sichtweite. Es war übrigens mein erster Versuch mit Gel überhaupt.

hier muss der Mann mit dem Hammer irgendwo rumstehen...

hier muss der Mann mit dem Hammer irgendwo rumstehen…

Ab Kilometer 28 fing ich dann schon an zu rechnen: „2/3 geschafft, der Rest klappt jetzt auch“, Kilometer 32: „3/4 geschafft, umdrehen lohnt nicht mehr“. Die Kilometer wurden länger und länger, die Schilder mit der Entfernungsangabe wurden immer wichtiger und standen offensichtlich immer weiter auseinander. Meine GPS-Uhr fing zumindest an mein Gefühl etwas zu bestätigen (was sich später als Messfehler herausstellen sollte). Etwa bei Kilometer 37 fing ich an zu überlegen „was machst du hier eigentlich? Hör auf damit!“ Ich wurde langsamer und langsamer, gefühlt war ich schon länger unter Wandertempo. „Oma Schmidt mit Ihrem Rollator kann dich schon locker abhängen!“, so dachte ich. „Wenn ich meinen Schatz sehe, dann falle ich ihr um den Hals und gebe auf!“, so der inzwischen fest eingeplante weitere Verlauf.

hübsche alte Gemäuer...

hübsche alte Gemäuer…

Aber bis dahin wollte ich zumindest weiterlaufen. Als ich meinen Schatz am Potsdamer Platz dann aber stehen sah, wie sie mir fröhlich zulächelt und mich anfeuert, konnte ich nicht anders als einfach zurück zu winken und weiterzulaufen. Ab hier bin ich allerdings zumindest an den Versorgungsstationen kurz in eine Gehpause zurückgefallen um wenigstens ein bisschen Wasser trinken zu können. Im Laufen hätte das nicht mehr geklappt.

Ziel in Sicht, Tunnelblick

Ziel in Sicht, Tunnelblick

Die letzten Kilometer  kamen mir dann plötzlich auch nicht mehr so lang vor. Es lief, zwar langsamer als zu Beginn, aber es lief. Und es gab vor allem auch wieder etwas mehr zu gucken als endlos lange Anwohnerstraßen mit Grünanlagen auf dem Mittelstreifen die von den Mitläufern fleißig als Toilette missbraucht wurden.

nur noch ein klitzekleines Stückchen...

nur noch ein klitzekleines Stückchen…

Die Kapellen am Wegesrand wurden wieder lauter, die Zuschauer feuerten mehr an und plötzlich waren wir auf der „Straße unter den Linden“ angekommen. Das Brandenburger Tor schob sich ins Blickfeld und das erlösende Ziel war damit nicht mehr weit. Es hieß zwar in den offiziellen medizinischen Hinweisen, dass man keinen Endspurt hinlegen soll (was einem so alles in solch einer Situation einfällt), aber das war mir egal. Je schneller ich laufe, desto eher habe ich es hinter mir. Also Tunnelblick an und los.

Jetzt aber hurtig, das Ziel im Blick, noch einen Endspurt

Jetzt aber hurtig, das Ziel im Blick, noch einen Endspurt

Gefühlt um so einiges, messtechnisch allerdings im nicht nachweisbarem Bereich, schneller, ging es so auf das Brandenburger Tor zu. Die letzte Matte vor dem Ziel, direkt unter dem Tor ließ viele schon auf das Selbiges schließen und viele Läufer fielen hinter dem Tor plötzlich in den Trab. Bis ihnen auffiel, dass da wohl noch ein paar Meter fehlen.

ich bin durch! Geschafft!

Ich bin durch! Geschafft!

In der eigentlichen Zielgasse sah ich die große Uhr mit der Gesamtzeit direkt auf die 5 Stunden zueilen. Und wenn ich etwas gar nicht wollte, dann knapp über der 5 im Ziel ankommen. Also noch mal Vollgas auf den letzten Metern und tatsächlich, da geht noch was. So habe ich auf den letzten 100m noch einige Plätze gut gemacht. Dass ich durch den Startblock aber erst viel später gestartet bin, war mir in dem Augenblick wohl entfallen und dass 50-60 Plätze vorher oder hinterher sowieso nicht auffallen würden war mir da auch egal.

Und der ganze Stress für das Stück Blech

Und der ganze Stress für das Stück Blech

Also mit Vollgas durchs Ziel und 4:59:59 auf der Uhr (am Ende waren es Netto 4:26:50). Langsam wankte ich dann weiter in Richtung der anderen Läufer. Einfach immer hinterher, die werden schon wissen wo es lang geht. Und plötzlich hatte ich die Medaille um, eine schmückende gelbe Plane um die Schultern und dann durfte ich den leckersten Apfel aller Zeiten essen. Himmlisch.

wärmer wie heute morgen, aber genauso voll

wärmer wie heute morgen, aber genauso voll

Ich wankte immer weiter bis ich auf einen Ausgang traf, versuchte den Chip vom Schuh zu pulen [„waren die am Morgen auch schon so weit unten?“] und wurde dann freundlich verabschiedet. Am Ende fand ich mich wieder vorm Bundeskanzleramt ein, wo ich mich heute morgen von meinem Schatz verabschiedete. Jetzt galt es nur noch sie zu erreichen, denn der eigentlich verabredete Platz war auf der anderen Seite und damit in unerreichbarer Entfernung zu meinem jetzigen Standpunkt. Eine geschlagene 3/4 Stunde versuchten wir uns gegenseitig per Telefon, SMS oder WhatsApp zu erreichen. Keine Chance. Wir scheinen wohl nicht die einzigen mit Kommunikationsbedürfnis zu diesem Zeitpunkt gewesen zu sein. Also wankte ich dann doch langsam um die Absperrungen herum zum Treffpunkt.

und die Karawane zieht wieder heimwärts

und die Karawane zieht wieder heimwärts

Irgendwann hatten wir uns dann doch gefunden, ich endlich was warmes an und auch der Versorgungsbeutel, den ich irgendwo auf dem Veranstaltungsgelände bekommen haben musste, wurde geplündert. Wären wir an einem Schnellrestaurant vorbeigekommen, ich hätte da wohl einen kompletten Wochenlohn gelassen.

Die Frage ist nun, was kommt als nächstes. So lange die Beine noch schmerzen, habe ich ja Zeit mir da was zu überlegen…
Noch mal Berlin? Ich weiß nicht. Es war eine Super Veranstaltung. Höchst professionell. Super Zuschauer, Bands, Versorgung, Helfer. Aber auf der Strecke selbst zu viel Trubel, zu viele Leute die einem vor die Füße springen und das Drumherum stört den Gesamteindruck doch etwas.
(vielleicht doch mit geordnetem Schwimmtraining beginnen und noch mal an einem Tria versuchen? Dann brauch ich aber einen Trainer…)

Tags:

2 Responses to "42,195km – oder wie ich den Berlin Marathon lief"